Es gibt verschiedene Möglichkeiten entlang der Transsib zu reisen. Die Transsibirische Eisenbahn im Sonderzug zu erleben ist eine der bequemsten Reisevarianten. Der “Zarengold” Sonderzug verbindet Moskau mit Sibirien, der Mongolei und Peking. Auch Teilstrecken können bereist werden.
Auf Einladung vom Veranstalter Lernidee bin ich von Irkutsk bis Ulan-Bator zur Recherche mit an Bord. Mehr über das Reiseerlebnis im Zarengold Sonderzug, über die Unterschiede zu den Regelzügen und über meine persönlichen Erfahrungen liest Du in diesem Blogbeitrag.
Kurz nach fünf Uhr in der Früh. Ich kann nicht mehr schlafen. Ich bin neugierig. Ob vom Baikalsee schon etwas zu sehen ist? Ich schiebe den Vorhang zur Seite. Vor mir ist das “blaue Auge Sibiriens” in der Morgendämmerung in rosa und blauen Farbtönen zu sehen. Die Wasserfläche beginnt direkt vor meinem Fenster. Ohne das beständige Klacken der Räder auf den Schienen würde ich mich auf einem Schiff wähnen.
Ich sinke wieder zurück ins Bett. Mein Abteil im Zarengold Sonderzug ist für drei Nächte mein Zuhause. In Irkutsk bin ich auf die Reisegruppe gestoßen und habe mich am „Österreicher-Tisch“ gleich heimisch gefühlt. Bald müssen wir uns aber schon wieder trennen, denn für die meisten von ihnen ist die Transsib-Reise mit dem Zarengold am Baikalsee schon zu Ende.
Andere fahren mit dem Zug die komplette Strecke von Moskau bis nach Peking. 16 Tage dauert ihre Reise. Einige erfüllen sich mit der Reise entlang der Transsibirischen Eisenbahn einen Lebenstraum.
Meine neuen Mitreisenden lerne ich in Port Baikal kennen. Dort, wo einst die Bahnstrecke weiter nach Irkutsk führte ist heute Endstation. Die alte Strecke ist beim Bau des Angara-Staudamms in Irkutsk in den 1960er Jahren in den Fluten untergegangen. Eine neue Bahnstrecke wurde durchs Gebirge gebaut, dort verläuft die heutige Transsibirische Eisenbahn Strecke.
Inhalt:
Badestopp und grillen am Baikalsee
Gottseidank sind Teile der alten Circum Baikal Bahn (Krugobaikalka) erhalten geblieben. Die 84 Kilometer lange Strecke entlang des Baikalsees zählt zu den Highlights einer Transsib Reise. In Schrittgeschwindigkeit fährt der Zarengold über die alten Gleise. Über Bordfunk informiert Chefreiseleiterin Anke Rüsch über die beeindruckenden Dimensionen des Baikalsees.
Der tiefste See der Welt fasst ein Fünftel der weltweiten Süßwasserreserven. Im Winter ist er meterdick zugefroren, im Sommer erreicht die Wassertemperatur kaum mehr als zehn Grad.
Die Transsibirischen Eisenbahn ist eines der letzten großen Zugreiseabenteuer. Entdecke Russland, die Mongolei und China in meiner #Transsibirien Reise-Reportage auf DVD oder Full-HD Video-Download.
Die beeindruckenden Bilder und Videos wecken Fernweh und Reiselust. Mit vielen persönlichen Reisetipps und Inspirationen für Deine eigene Reise. 104 Minuten Bilder, Videos und Abenteuer warten auf Dich. Jetzt reinschauen ins Transsibirische Eisenbahn Video >>>
Wagemutige können in einer Bucht überprüfen ob die Informationen aus dem Bordfunk stimmen. Der Zug hält für einen Badestopp. Den Wodka zum Aufwärmen bekommen die Transsib-Reisenden dann beim anschließenden Barbecue.
Von der Sehnsucht von „Katjuscha“ nach ihrem Geliebten singt der Ziehharmonika Spieler beim Essen. Beim anschließenden Bier und Wein wird es dann schwungvoll.
Die Trillerpfeife des Zugchefs unterbricht die Tänze – es wird Zeit für die Abfahrt.
Als der Zug anfährt ist der Baikalsee kaum noch auszumachen, es ist mittlerweile finster. Auch wenn es im Sommer in Sibirien sehr lange hell ist vergehen die spannenden Reisetage viel zu schnell.
Das Leben im Transsib-Sonderzug
Während ich die Zähne putze bereitet die Provodniza mein Abteil für die Nacht vor. Sie macht das Bett, dimmt das Licht und verwöhnt die Reisenden mit Snacks und Süßigkeiten. Die Schaffnerinnen sind die guten Seelen des Waggons. Es gibt auch männliche Schlafwagenschaffner, die Provodniks.
Im Zweierteam betreuen sie abwechselnd rund um die Uhr einen Waggon. Sie sind die ganze Reise mit an Bord. Ich habe meine beiden Provodnizas Ljubow „Ljuba“ und Elvira sofort ins Herz geschlossen. Ich habe das Gefühl, sie mich auch. Aber so geht’s nicht nur mir.
An den Waggontüren gibt es beim Empfang der Gäste, z.B. nach einem Ausflug, immer einen herzlichen Empfang mit Umarmungen. Russische Schlafwagenschaffnerinnen kennen ihre Gäste ganz genau, das sorgt für Sicherheit. Unter ihren aufmerksamen Augen kommen keine Fremden in den Waggon und schon gar nicht ins Abteil.
Vor dem zu Bett gehen trage ich mich noch in die Duschliste ein. In einem Zug ist der Platz beengt, trotzdem ist alles vorhanden. Auch ein Badezimmer mit Dusche. Die Ausstattung der Abteile im Sonderzug ist je nach gebuchter Kategorie unterschiedlich.
Die Kategorien im Zarengold Sonderzug
Im Zarengold gibt es keine „Klassen“ wie in den Regelzügen der Transsibirischen Eisenbahn. Es gibt fünf Kategorien die sich durch die Anzahl der Fahrgäste im Abteil und die Ausstattung unterscheiden.
- Kategorie I – Standard: Vier Gäste teilen sich das Abteil, es gibt jeweils zwei obere und untere Betten („Stockbetten“). Gegen Aufpreis ist eine Dreierbelegung möglich. Dusche und WC befinden sich am Wagenende.
- Kategorie II – Gehobene Standard Classic: Zwei Gäste teilen sich ein Abteil, die Betten liegen nebeneinander. Toiletten und Waschräume befinden sich am Wagenende.
- Kategorie III – Nostalgie Komfort: In dieser Kategorie genießen je Abteil maximal zwei Reisende die Zarengold-Reise im Nostalgiestil. So stellt man sich eine luxuriöse Nostalgiereise durch Russland vor. Ob die Zarenfamilie auch so gemütlich gereist ist? Hier teilen sich jeweils zwei Abteile einen privaten Waschraum mit Dusche. Zusätzlich gibt es an beiden Wagenenden kombinierte WC- und Waschräume.
- Kategorie IV – Bolschoi: Platz ist im Zug Luxus. Diese Kategorie bietet Reisenden neben den beiden übereinander liegenden Betten auch einen gemütlichen Platz zum Sitzen und einen Kleiderschrank. Direkt vom Abteil ist das komplett ausgestattetes Badezimmer erreichbar.
- Kategorie V – Bolschoi Platinum: Das ist die höchste Kategorie im Zarengold Zug. Sie bietet den Reisenden den Luxus von noch mehr Platz als in der Bolschoi-Kategorie und sehr geräumigen Betten. Auch hier ist ein komplett ausgestattetes Bad mit Waschbecken, Dusche und WC direkt vom Abteil erreichbar.
Kategorie I ist die günstigste Kategorie, Kategorie V die obere Luxusklasse im Zarengold Sonderzug und damit auch die teuerste. Ich reise in der Kategorie II, also in einem Zweibett-Abteil.
Ich bin neugierig wie die Abteile der anderen Kategorien aussehen und habe die Möglichkeit einen Blick in freie Abteile zu werfen.
Bei Kategorie I und II werden unterschiedliche Waggons eingesetzt, darum können die Abteile je nach Reise etwas unterschiedlich aussehen. Sie sind den Wagen in den qualitativ hochwertigen Firmeny (фирменный) Zügen der Russischen Eisenbahn sehr ähnlich und bieten ein authentisches Reiseerlebnis wie im „Kupe“ oder „Spalny Wagon“.
Essen und Trinken im Zarengold
Je nach Anzahl der Fahrgäste besteht der Zarengold-Zug aus bis zu 21 Waggons. Davon sind 15 Schlafwagen, ein Mannschaftswagen und vier Restaurants bzw. eine Bar. In den Restaurants werden während der Fahrt Frühstück, Mittag- und Abendessen serviert.
In den kleinen Bordküchen werden die Speisen frisch gekocht. Europäische Küche und Russische Spezialitäten servieren die Kellner in den Speisewagen. Wer durch Russland reist möchte sein Reiseland auch am Gaumen spüren.
Am Abend verwandelt sich ein Speisewagen in eine Bar. Wodka gefällig? Oder darf es ein “Wenskoe” Bier sein? In den Speisewagen finden gelegentlich auch interessante Vorträge, ein kleiner Russisch-Sprachkurs und auch eine Wodka-Verkostung statt.
Während der Ausflüge essen die Gäste aber auch auswärts. So auch bei meinem nächsten Ziel in Ulan Ude. Die Kellnerin serviert Buuds. Die gedämpften und gefüllten Teigtaschen sind eine der traditionellen Speisen der Burjaten.
Ausflüge in den Städten
In der Hauptstadt Burjatiens beeindruckt der 42 Tonnen schwere Lenin-Kopf. In vielen russischen Städten sind die Statuen Lenins aus dem Stadtbild verschwunden.
In Burjatien reiben sich die Kulturen Asiens und Europas. Eine Ahnung von den unterschiedlichen Einflüssen von Kosaken, Burjaten & Co. bekommen die Zarengold-Reisenden bei einem Konzert im Opernhaus.
Highlight ist für mich der Kehlkopfgesang. Kulturell ist die Autonome Republik Burjatien nach wie vor eng mit der Mongolei verbunden.
Von Ulan Ude ist es nur eine Nachtfahrt in die mongolische Hauptstadt Ulan-Bator. Während die Russen noch vor Mitternacht die Pässe kontrollieren verschlafen die meisten Gäste die mongolische Grenzkontrolle.
Am nächsten Morgen fährt der Zug durch eine völlig andere Landschaft. Während ich den Frühstückskaffee trinke schweift mein Blick über die mongolische Steppe. Die Landschaft ist karger geworden. Grasbüschel wechseln sich mit sandigen Flächen ab. Es wachsen keine Bäume, nur noch niedrige Büsche. Unser Ziel liegt in 1.350 Metern Höhe. Die mongolische Hauptstadt Ulan Bator ist die kälteste Hauptstadt der Welt. Im Hochsommer ist das nicht zu spüren, auch wenn die Temperaturen zwischen Tag und Nacht stark schwanken können.
Abenteuer in der Steppe
Bei unserer Ankunft in Ulan Bator bereitet sich das ganze Land gerade auf das Naadam Fest vor. Beim Nationalfest der Mongolen messen sich die Athleten in den Disziplinen Ringen, Bogenschießen und Reiten. Mehrere Tage steht während dieses Ereignisses das Leben in der Hauptstadt still.
Gäste des Zarengolds können dieses Spektakel unabhängig vom Reisezeitpunkt miterleben. Im Tereldsch Nationalpark zeigen beim „Kleinen Naadamfest“ Ringer, Bogenschießer und Reiter ihr Können. Wie auch beim Wettkampf im Nationalstadion verneigen sich die knapp bekleideten Ringer vor dem Wettkampf in alle Himmelsrichtungen.
Beim Bogenschießen dürfen auch die Gäste ihr Glück versuchen. Besonders beeindrucken mich die Reiter. Im Galopp ergreifen sie am Boden liegende Gegenstände, reiten wilde Pferde zu und messen sich im Pferderennen. In der Steppe sitzen schon Kleinkinder mit ihren Eltern auf dem Pferd, mit wenigen Jahren lernen sie reiten.
In der tollen Kulisse des Tereldsch Nationalparks lohnt es eine Nacht zu verbringen. Ein Teil der Gäste übernachtet in einer Jurte, die anderen im Hotel in Ulan Bator. Mein letzter Besuch im Tereldsch Nationalpark liegt schon acht Jahre zurück. Damals übernachtete ich im Winter in einem Ger in der Nachbarschaft. Die Wiederholung dieses Erlebnisses in einer sternklaren Vollmondnacht ist für mich ein herrlicher Abschluss meiner Zarengold-Reise.
Am nächsten Tag verabschiede ich mich von den anderen Reisegästen, mit denen ich mich angefreundet habe. Tränen fließen auch beim Abschied von meinen Provodnizas Ljuba und Elvira. Der Zarengold Sonderzug fährt im Abendlicht zur chinesischen Grenze weiter.
Ich bleibe noch ein paar Wochen in der Mongolei um das Naadam Fest und die Wüste und Steppe zu erleben. Dann führt die Reise mit einem mongolischen Zug durch die Wüste Gobi nach China weiter.
Russland, die Mongolei und China faszinieren mich! Es gibt viel Spannendes zu entdecken. Viele Reisetipps und Inspiration findest Du auf der DVD bzw. Video-Download meiner #Transsibirien Reise-Abenteuer Show. 104 Minuten mit Bildern, Videos und persönlichen Erlebnissen warten in meiner spannenden Reiseabenteuer-Reportage auf Dich. Jetzt ins Video reinschauen!
Reisetipps für den Zarengold:
- Die Transsibirische Eisenbahn kann im Sonderzug „Zarengold“ mehrmals jährlich bereist werden. Der Zarengold fährt nicht im Winter.
- Die Strecke Moskau – Peking bzw. in umgekehrter Richtung ist die gesamte Reisestrecke des Zuges.
- Teilstrecken, z.B. bis zum Baikalsee, können gebucht werden. Umgekehrt sind Verlängerungen der Reise, z.B. in China und Russland, möglich.
- Ausflüge, Informationen zu Land und Leute und Unterhaltungsprogramm gehören zur Bahnreise durch Sibirien als fixer Reisebestandteil dazu.
- Das Publikum im Zarengold ist international gemischt. Es befinden sich viele deutschsprachige Gäste im Zug.
- Die bequemste und sicherste Reisemöglichkeit entlang der Transsibirischen Eisenbahn ist jene im Sonderzug. Ich kann sie z.B. Reisenden mit eingeschränkter Mobilität empfehlen.
- Die Reiseleitung im Zug spricht Deutsch und andere Sprachen.
- Essen ist im Reisepreis inkludiert, Getränke sind mit Getränkekarte erhältlich
- Fünf verschiedene Kategorien („Klassen“) sind im Zarengold buchbar.
- Die Kleidung im Zug ist eher leger. Es gibt keine strengen Kleidungsvorschriften.
- Das „Bordbuch“ erhalten alle Gäste vor Beginn der Zugreise. Darin sind alle Einzelheiten des Reiseablaufs im Detail erklärt.
- Weitere Infos und Buchung beim Reiseveranstalter Lernidee Erlebnisreisen.
Ruti says
Hi, cooler Bericht. Ich bin auch schon mit der Transib gefahren, allerdings mit der “normalen”, Klasse 3. Deshalb haben mich die Bilder vom Luxus des Zarengoldes besonders interessiert. Vor allem vom Bad war ich beeindruckt. Hat Spaß gemacht zu lesen.
Schöne Grüße
Ruti
Alex says
Ja, in dem Zug lässt es sich sichtlich reisen. Und wie bereits in anderen Artikeln von dir, sieht man mal wieder wie schön der Baikalsee ist. Wunderschön der Blick aus dem Zug. Danke auch für die weiteren Einblicke!
Andersreisender says
– Ruti: Ja, das ist ein großer Unterschied zwischen Platzkart- und Zarengold Reisen. 3. Klasse Tickets gibt’s für Luxuszüge natürlich nicht. Ich mag beide Arten zu reisen. :-)
– Alex: Der Baikalsee ist ganz bestimmt eines der großen Highlights während einer Transsib-Reise! Ein Stopp dort ist Pflicht! :-)
Nadja says
Toller Artikel, ich wusste bisher gar nicht das es einen Sonderzug gibt :-)
Dir weiterhin alles Liebe auf deinen Reisen
Liebe Grüße
Nadja
uwe klaus says
Super toller Artikel, bin begeistert.
Ich plane eine derartige Reise für 2020.
Vielen lieben Dank für die vielen tollen Infos
Liebe Grüße
Uwe