Im Alltag und auf Reisen werden sie oft übersehen. Mit Füßen getreten, von Hunden beschnüffelt und von Autoreifen überrollt. Dabei erzählen sie oft interessante Geschichten über ihren Standort. Gemeint sind die Kanaldeckel, in vielen Städten gibt es besonders schön gestaltete Exemplare. Schon seit längerer Zeit fotografiere ich die runden Deckel und nehme sie als kleines Reisesouvenir mit. Nun soll die Sammlung einen Platz im Andersreisen-Blog bekommen.
Ganz korrekt nennt man sie Schachtdeckel. Kanaldeckel ist laut Wikipedia auch in Ordnung. Umgangssprachlich werden sie oft Kanalgitter, Gullydeckel oder Gullideckel genannt. Die zweite Schreibweise des Gullydeckels nennt nur die Online-Enzyklopädie, der Duden kennt sie nicht.
Kurz: Es geht hier um die meist runden Abdeckungen von Kanalschächten. Die Verschlüsse für Schächte von unterirdischen Versorgungsleitungen und Abwasserkanälen sind fast immer aus Gusseisen gefertigt. Sie gehören in vielen Städten zum Stadtbild.
Runde Geschichtenerzähler
Bei Motorradfahrern sind sie wegen der Rutschgefahr bei Regen nicht bliebt, und in manchen Regionen sind die Metalldeckel begehrtes Diebesgut. In der mongolischen Hauptstadt Ulan-Bator etwa, fehlen sie oft und es klafft ein tiefes Loch mitten auf der Straße. Sind sie vorhanden, dann können sie als Fotomotiv einiges hermachen.
Zum ersten Mal fielen mir die Kanaldeckel während meiner Reise durch Japan im Jahr 2010 ganz bewusst auf. In Yudanaka Onsen, Hiroshima oder in Shimonoseki, zum Beispiel. In vielen japanischen Städten sind die Gullydeckel kleine Kunstwerke, manchmal sogar farbig gestaltet. Über 6000 verschiedene Kanaldeckel gibt es dort, ich habe gerade einmal drei der runden Sehenswürdigkeiten fotografiert.
Die Motive haben einen Bezug zur jeweiligen Stadt. In Yudanaka Onsen schwitzen Menschen und die Schneeaffen in den heißen Quellen, in Shimonoseki gilt der Kugelfisch als besondere Delikatesse.
Seit meiner Japanreise stolpere ich immer öfter bewußt über kunstvoll gestaltete Kanaldeckel, freue mich über die Kurzgeschichten, die sie erzählen und fotografiere sie. Eingeprägte Schriftzüge, Bilder und Jahreszahlen sind gewollte Verzierungen. Dellen, Beulen und so mancher eingeklemmte Zigarettenstummel zeugen von ihrem harten Leben.
Neue Beitragsserie
Es wird Zeit diese besonderen Souvenirs bewusster zu erleben und ihnen einen Platz im Andersreisen-Blog zu bieten. Viel zu viele von ihnen blieben bisher unfotografiert, manche Bilder verschwanden in den Tiefen des Fotoarchivs.
In einer neuen Serie zeige ich Dir in Kurzbeiträgen Kanaldeckel-Souvenirs von vergangenen und aktuellen Reisen. Im ersten Beitrag dieser Serie darf der Gullydeckel aus Yudanaka Onsen in ein paar Tagen seine Geschichte erzählen.
Hier findest Du alle bisher erschienenen Kanaldeckel-Souvenirs.
Wie sieht’s bei Dir aus? Fallen Dir die Kanaldeckel auf Reisen häufig auf? Hast Du auch schon schöne Exemplare entdeckt?
Claudia Karner says
Lieber Gerhard,
auf diese Fotoserie freue ich mich schon sehr. Ich hatte auch mal ein Faible für Kanaldeckel, aber sicher habe ich nicht so schöne Motive gefunden wie du. Mittlerweile richte ich meinen Blick nach oben und fotografiere Sonnenuhren.
Liebe Grüße
Claudia
Ulrike says
Hallo!
Das ist eine nette Idee! Auch in China bin ich schon häufig über phantasievoll verzierte Gullydeckel gestolpert. Nach meinem Beitrag über die schönen chinesischen Abfalleimer wollte ich nun auch mal etwas über die Gullydeckel in China schreiben, musste aber feststellen, dass ich nicht genug Fotos dazu habe. Aber meine nächste China-Reise kommt und dann achte ich verstärkt auf sowas! Danke für die Erinnerung. Bin schon gespannt auf Deine Geschichten zu den Gullydeckeln in Japan.
LG Ulrike
Alex says
Auch ich bin gespannt. Dass es hier und da besondere Modelle gab, fiel mir schon auf. Gedanken darüber gemacht habe ich mir aber bislang nicht. Das wird ja nun deine neue Reihe hier anstoßen! :)
Sonja says
Coole Idee für einen Beitrag. Und richtig interessant!
tonari says
Hach. Wir schön. Ich bezeichne mich ja gerne augenzwinkernd als weltreisende Kanaldeckelentdeckerin ;-)
Gleich nachdem sich für uns vor 25 Jahren die Mauern öffneten, fand ich allerorts interessante Exemplare, die sich nun analog und digital in meinem Fundus befinden. Vorher war ja fast nur Einheits-TGL ;-)
Das Töchterlein war 2004/2005 für ein Auslandsschuljahr in Japan und schickte der daheimgebliebenen Mutter immer mal tolle Manhole Cover Bilder. Als ich dann 2007 selbst dort durchs Land reiste, ernannte ich Japan spontan zum Mekka der Kanaldeckelliebhaber ;-)
Viele meiner BlogleserInnen sind inzwischen auch schon infiziert und gucken gezielt nach unten. Das freut mich sehr. Und noch mehr freue ich mich, wenn Du jetzt hier eine kleine Reihe startest.
Andersreisender says
– Claudia: Ich starte mit einem 3-Wochen-Takt bei den Kanaldeckel-Beiträgen. Mal sehen wie lange ich durchkomme. Sonnenuhren hören sich definitiv auch spannend an! Kann ich Bilder von Deinen “Errungenschaften” irgendwo sehen?
– Ich muss mein Archiv einmal intensiv durchforsten. Vielleicht habe ich in China doch auch schon Gullydeckel fotografiert und ich weiß es nur nicht mehr? *grübelgrübel* Hmm… vielleicht sollte ich im Januar einmal eine Blogparade zum Thema starten. Offensichtlich verbergen sich in den verschiedenen Archiven noch ungehobene Schätze. :-)
– Alex: Absolut! Ich freue mich, wenn Du mit dabei bist. Falls Du in Luxemburg ein besonderes Exemplar findest darfst Du Dich in der Sammlung auch gerne mit einem Gastartikel verewigen. ;-)
– Sonja: Stay tuned! Salzburg ist bei Gullydeckel ja leider eher “spaßlos”. :-(
– tonari: Oh… das habe ich gar nicht bemerkt, dass bei Dir im Blog schon einiges zum Thema Kanaldeckel zu lesen ist. Offensichtlich habe ich mit dem Start der neuen Serie hier einige eifrige “Kanaldeckelsammler” als Kommentatoren vereint. Wie schon bei Ulrike geschrieben: Ich überlege im Januar eine Blogparade zum Thema zu starten. Ist vielleicht eine schöne, gemeinsame Aktion! :-)
Alex says
Alles klar, falls mir mal ein erwähnenswerter Gullydeckel über den Weg laufen sollte, werde ich mich hier gerne verewigen! ;) Angenehmen 2. Advent.
Andersreisender says
Alex: Unbedingt! Ebenfalls noch eine schöne Adventzeit! :-)
Roswitha Hofmann says
hallo,
das ist ja nett, dass andere auch diesen Faibel haben. Ich finde, Kanaldeckel sind noch ein Zeiche für die Individualität einer Stadt … neben all den gleichgesichtigen Einkaufsstraßen … die Verwaltung ist manchmal eben überraschend kreativ und identitätsstiftend.
lg
Roswitha
Sebastian K says
Hallo und danke für diesen Beitrag und Bilder! Im nächsten Urlaub muss ich mehr darauf achten, vielleicht sieht man da auch interessante Schachtdeckel!
LG Sebastian
Christian says
Ich finde das ja sehr nett, wie auf fast jedem Kanaldeckel in Rom die Lettern SPQR prangen.