Tschüss Moskau – vom Jaroslawer Bahnhof geht’s ins Transsib-Abenteuer. Die kommenden drei Tage führt die Reise mit dem “Rossija-Express” bis nach Irkutsk in Sibirien. Richtung Osten. Das Reiseabenteuer und die Erlebnisse und Erfahrungen im Zug habe ich hier im Reisetagebuch festgehalten. Wenn Du aktuelle Reisetipps für die Reisevorbereitung suchst schau bitte auf die Seite mit dern Reisetipps-Übersicht für die Transsibirische Eisenbahn.
Donnerstag, 29. Jaenner 2009
Russisch fuer Anfaenger…
Ich bringe mein Gepaeck zu Abteil Nummer 2. In der hoechsten Wagenklasse teilen sich jeweils zwei Personen ein Abteil. Werde ich es fuer mich allein haben oder ist noch ein Alleinreisender mit mir im Abteil unterwegs?
Ich verstaue gerade meinen Rucksack im Gepaeckfach ueber dem Gang, da kommt ein junger Mann und hilft mir gleich beim Gepaeck-hinaufhieven. Er stellt mir mehrere Taschen ins Abteil und verschwindet auch schon wieder. Dann kommt ein weiterer Mann mit Gepaeck ins Abteil. Wir stellen uns gegenseitig vor.
Mein “Reisegefaehrte” fuer die naechsten 75 Stunden heisst Isa, 36 Jahre alt (haette ihn aelter geschaetzt), gebuertiger Tschetschene und auf dem Weg nach Wladiwostok. Diesmal habe ich also keine Strecke fuer mich das Abteil allein. Die naechsten 3 1/2 Tage werden wir uns das Abteil teilen, aber was sind schon meine 3 1/2 Tage gegen Isa’s siebentaegige Reise 9.292 km weit bis Wladiwostock?
Fuenf Minuten spaeter sitzen wir schon bequem in Jogginghose gekleidet im Abteil und werden dies auch bis zu unserem Ziel bleiben. Bequemlichkeit ist auf dieser Reise wichtig. Isa und ich verstaendigen uns nur auf Russisch. Mein Sprachführer* ist gut, doch fehlen mir viele Worte darin. Darum bleibt oft nichts anderes uebrig, als mit “Haenden und Fuessen” zu sprechen. Gottseidank klappt es mit den kyrillischen Buchstaben immer besser.
Bei der Ausfahrt aus Moskau kenne ich bereits seine ganze Familie. Die Handytechnik macht’s moeglich und so lerne ich Neffen und Nichten, Brueder und natuerlich auch die “Mama” auf Video gebannt kennen. Gottseidank habe ich fuenf Minuten vor der Abfahrt aus Salzburg schnell noch ein paar Fotos mit lieben Freunden, Verwandten und Bekannten eingesteckt. So konnte auch ich von Schlittenfahrten, Geburtstagsfeiern, Minkikatze und Seekirchen etwas herzeigen. Natuerlich nicht so toll elektronisch wie Isa, aber immerhin. Schoen langsam regt sich in mir der Verdacht, dass ich technisch nicht mehr ganz up-to-date bin.
Isa hat Unmengen an Essen mitgebracht und packt gleich auf den ersten Kilometern aus. Er meint, ich muesse unbedingt von seinen mitgebrachten Sachen probieren und laedt mich zum Mitessen ein. Protest ist Zwecklos und es landen Salat, Brot und Speck auf meiner Unterlage. Der Speck ist aber nicht vom Schwein sondern vom Hammel. Spannende Angelegenheit, er “schaferlt” doch sehr und ist salzig. Optisch sieht er aus wie unser Schweinespeck – ein Stueck beige Masse. Um auch etwas anbieten zu koennen packe ich auch meine Jause aus. Doch ich habe Pech: Isa isst kein Schweinefleisch, er bekommt davon Bauchschmerzen, deutet er mir. Ich vermute hingegen, dass er Moslem ist – was sich spaeter bestaetigen sollte.
Bei den Milchprodukten kann ich ihm mit meiner Laktose-Unvertraeglichkeit allerdings paroli bieten. Und das Wichtigste: es gibt Tee – einen speziellen fuer den Morgen, einen fuer den Abend. Sein Tee sei der Beste, der im Zug koenne nichts. Dann verschwindet Isa und zwei Minuten spaeter bringt er zwei Teeglaeser mit seinem “Spezial Tee”. Gastfreundschaft auf russisch, wie sie im Buche steht.
Danach machen wir es uns im Abteil bequem. Isa schlaeft bald ein, ich beginne die letzten zwei Tage aufzuarbeiten. Wladimir (191 km) liegt schon hinter uns. Unser naechster Stopp ist in Nischni Nowgorod (Gorkii) um 3:27 Uhr. Herinnen ist es kuschel warm, draussen hat es zu schneien begonnen. Endlich ein bisschen Abwechslung zum Matsch in Moskau.
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Sam says
OK, Jogginghosen und Fotos mitbringen :-) hab ich mir notiert.