Das Uralgebirge bildet die Landgrenze zwischen Europa und Asien. An verschiedenen Stellen steht zur Kennzeichnung dieser Grenze ein Obelisk. Auch die Transsibirische Eisenbahn führt in Russland direkt an einem solchen Obelisken vorbei. Voraussetzung um ihn zu sehen ist allerdings, dass man von Moskau Richtung Jekaterinburg die “klassische” Strecke wählt. Mit Abfahrt vom Jaroslaver Bahnhof in Moskau ist man ziemlich sicher am richtigen Weg. Dort startet der “Paradezug” Nr. 1/2 “Rossija” Moskau – Wladiwostok genauso wie der Zug Nr. 3/4 Moskau-Peking-Express.
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Inhalt:
Der Obelisk bei 1.777 Kilometer
Ab Moskau sind es auf der Bahnstrecke 1.777 Kilometer bis zur Grenze zwischen Europa und Asien im Uralgebirge. Diese Stelle markiert auch ein Obelisk rechts neben der Transsibirischen Eisenbahn Strecke in Fahrtrichtung Jekaterinburg (Sverdlovsk). Schade ist nur, dass viele der Schnellzüge in der Nacht diese Stelle passieren und der berühmte Obelisk somit nur kurz zu sehen ist.
Auf der etwas weiter südlichen Strecke, auf der Züge von Moskau über Kasan nach Jekaterinburg fahren, gibt es leider keinen Obelisk, der die Grenze zwischen Europa und Asien markiert.
Von Jekaterinburg den Obelisk besichtigen
Touren-Anbieter in Jekaterinburg bieten einen Ausflug zum Europa-Asien-Obelisk an. Die Grenze zwischen den Kontinenten Europa und Asien verläuft etwa 40 Kilometer westlich von Jekaterinburg. Allerdings handelt es sich bei den angebotenen Obelisk-Touren um ein anderes Denkmal als jenes neben der Eisenbahn. Es ist ein Obelisk, zu dem Touristen auch in Bussen gekarrt werden können.
Mit dem Zug zum Obelisk
Wesentlich abenteuerlicher ist die Fahrt mit einem Regionalzug (Elektritschka) zum Obelisk Europa – Asien. Direkt neben dem Obelisk an der Bahnstrecke liegt eine kleine Bahnhaltestelle mit dem Namen Vershina (вершина). Die Haltestelle liegt an der Elektritschka-Bahnlinie Екатеринбург – Кузино – Шаля (Jekaterinburg – Kusino – Schalja). Die Fahrt dorthin dauert rund eine Stunde.
Sofort nach Abfahrt des Regionalzugs in Jekaterinburg gibt es eine “Verkaufsvorführung” von Messern, Lupe und Haushaltswaren. Die Fahrgäste schauen desinteressiert irgendwo hin, nur nicht zum Präsentator. Kaum verlässt er den Waggon kommen Babuschkas und bieten Obst und Gemüse im Zug an. Dann kontrollieren Schaffnerinnen die Fahrscheine. Patrouliert werden sie von zwei Sicherheitskräften in schwarzer Kleidung. Ich habe nicht das Gefühl, dass es in den Elektritschkas gefährlich ist. Die Bewacher in Schwarz finde ich etwas übertrieben.
Nach knapp einer Stunde Fahrzeit erreicht der Zug die Station Werschina. Zur besseren Orientierung: Von Jekaterinburg Passajirski ist es die 9. Station. Kurz vor der Station ist bereits der Obelisk auf der linken Seite zu sehen. Die Bahnsteige sind für den langen Zug viel zu kurz, die meisten Fahrgäste müssen aufs Gleisbett hinunter aussteigen.
Dann wird’s Zeit für ausführliche Beweisfotos, dass man an der Kontinentalgrenze zwischen Europa und Asien gestanden ist – ein Fuß in Europa, einer in Asien.
Und das war’s dann auch schon. Mehr gibt’s dort nicht zu sehen. Kein Café, keine Souvenirstände, keine anderen Touristen. Aber mehr als den Obelisk will man ja auch nicht sehen, wenn man diesen besonderen Ort besucht. Auch wenn der Obelisk viel fotografiert wird – die meisten Reisenden sehen ihn mit etwas Glück nur aus dem Schnellzug.
Inmitten der reizvollen Natur ist bis zur Rückfahrt genügend Zeit für einen Spaziergang. Nach etwa 15 Minuten Fußmarsch auf der rechten Seite des Bahndamms in Richtung Jekaterinburg erreicht man eine kleine, komplett eingezäunte Siedlung. Ich vermute, dass es sich dabei um Vershina handelt, eine kleine Agrar-Kommune. Auch wenn die Gegend menschenleer scheint, beginnt sich der Bahnsteig kurz vor Ankunft der nächsten Elektritschka doch zu füllen.
Schwarzbeerpflücken im Wald
Wo den Transsibirischen Eisenbahn-Fan der Obelisk Europa – Asien nach Vershina treibt, locken die Schwarzbeeren und andere Waldfrüchte die Babuschkas aus der Stadt. Beim Warten auf die nächste Elektritschka sitze ich mit vier Damen auf einer Bank. Touristen sind in der Gegend anscheinend eine Seltenheit.
Ich werde beäugt, gefragt, irgendwie verständigt man sich auf Russisch und mit Händen und Füßen. Jede der Damen hat einen mit Stoff verschlossenen Eimer vor sich stehen. Eine öffnet ihn und gibt mir eine Hand voll Schwarzbeeren. Ich freue mich über dieses Geschenk und lasse mir die frisch gepflückten Beeren aus dem Wald schmecken.
Der Fahrplan zum Obelisk
Nur wenige Züge fahren täglich. Den Fahrplan der Bahnlinie findest Du auch im Internet. Bei Auswahl von “Elektritschka” bekommst Du die Abfahrtszeiten in Lokalzeit.
Ideal finde ich z.B. folgende Zugverbindung zum Obelisk Europa-Asien:
Fahrplan Jekaterinburg - Werschina retour
Station | Uhrzeit (Lokalzeit) |
---|---|
ab Jekaterinburg | 12:05 |
an Vershina | 12:55 |
ab Vershina | 14:20 |
an Jekaterinburg | 15:14 |
Eineinhalb Stunden Zeit sind mehr als ausreichend für Bilder beim Obelisk und um die Umgebung zu erkunden. Bei den anderen Zugverbindungen hast Du einen längeren Aufenthalt.
Es gibt zwar eine Abfahrtstafel in Vershina, diese ist aber nicht mehr gültig. 2010 ist es eine handgeschriebene Tafel, 2017 ein sauber aufgeklebter Fahrplan. Und trotzdem stimmt er nicht. Nicht schrecken, der Zug retour um 14:20 Uhr steht z.B. nicht auf dieser Tafel. Vertraue besser dem Online-Fahrplan.
Fahrkarten für die Elektritschka in Jekaterinburg
Fahrkarten und Informationen für die Elektritschka sind nicht am normalen Bahnschalter erhältlich. Am Bahnhofsvorplatz stehend sind die Fahrkartenschalter im Durchgang auf der rechten oder linken Seite (2017: Baustelle!). Sie ist nicht mit der Kassen- und Abfahrtshalle für Fernzüge verbunden. Regionalzüge fahren auf dem selben Bahnsteig wie die Schnellzüge ab. Von Werschina zurück kannst Du das Ticket im Zug kaufen.
Fazit
Der Besuch des Obelisk Europa – Asien ist auch individuell möglich. Mit dem Regionalzug ist die Haltestelle Vershina von Jekaterinburg/Sverdlovsk aus innerhalb einer Stunde erreichbar. Neben der abenteuerlichen Fahrt mit der Elektritschka erwartet einen das besondere Denkmal in beinahe unberührter Natur. Ein Geheimtipp für jene, die gern Sehenswürdigkeiten an untouristischen Orten sehen wollen.
Hinweis: Für Russische Begriffe und Eigennahmen gibt es unterschiedliche Transkriptionen. In diesem Beitrag wurde die Transskription für die englische Sprache gewählt, da die Bahnhöfe in Russland auch in dieser Form übersetzt sind. Vershina wird in Deutsch Werschina geschrieben. Für die wissenschaftliche Transkription werden wiederum andere Regeln angewandt.
Dieser Beitrag wurde erstmals am 21. Juli 2010 veröffentlicht und am 26.6.2017 das letzte Mal komplett überarbeitet.
Reinhard Pflüger says
Eine Internetauskunft mit allen Haltestellen gibt es hier: http://raspisanie24.com/elektrichki/ekaterinburg-pass_vershina,sverdlovskaya-oblast/ (nur auf Russisch, aber das Wichtigste ist selbsterklärend oder mit Symbolen versehen).
Alex says
Interessant, dass aus dem Olbelisken nicht eine Pilgerstätte gemacht wurde mit Souvenirläden, Café-Büdchen und Co. Gefällt mir irgendwie, dass mal etwas nicht nur aus kommerziellen Gründen gemacht wird! :)
Andersreisender says
– Alex: Ja, ich freue mich auch, dass der weiße Obelisk Europa – Asien noch immer so schön einsam bei Kilometer 1777 entlang der Transsibirischen Eisenbahnstrecke steht. Es gibt auch einen anderen Grenzstein zu dem eine Straße führt. Dort können auch Busse hin fahren. Ich habe ihn nie besucht, aber vielleicht gibt’s dort auch Souvenirs und Cafés.
Martin says
Wir haben heute den kleinen Ausflug genau wie in deinem Artikel beschrieben gemacht und hatten dem Obelisken eine Stunde ganz für uns aleine. Hat alles wunderbar geklappt :) Aktuelle Zugzeiten kann man über die Website im Artikel herausfinden (12:25 – 13:17 / 14:23 – 15:16) . Das Return-Ticket am Schalter in Jekaterinburg kostet 176 Rubel. Kann aber auch im Zug gekauft werden.
Barbara says
Irgendwie ist es schon cool, wenn man von einem Erdteil zum nächsten wechselt, auch wenn das ohne den Obelisken nicht zu sehen wäre. Ich bin die Strecke ja von Asien aus 1991 gefahren und überlege die ganze Zeit, ob ich einen Obelisken gesehen habe… Es wird Zeit, dass ich mir die alten Fotos mal anschaue.
Extra hinfahren würde ich aber nicht. Und Du warst sogar 2x dort! Kompliment.