Wäre ich ein Foodblogger müsste ich hier vielleicht ein dickes Kochbuch mit asiatischen Rezepten veröffentlichen. Ich konzentriere mich hier aber lieber aufs kulinarische Reiseerlebnis und den Genuss. “Wie schmeckt das Essen in China?” werde ich oft gefragt. China ist ein einziges Schlaraffenland! In jedem Landesteil schmeckt das Essen in China anders und es gibt andere Gerichte. Besonders gerne esse ich in chinesischen Straßenküchen und kleinen Restaurants. Um wenige Yuan wirst Du dort satt und es schmeckt hervorragend. Also was ist nun typisches chinesisches Essen? Das und einige (Überlebens)Tipps für Deine eigene Reise nach China habe ich für Dich in diesem Beitrag.
Wo soll ich ich beim Thema “Chinesisches Essen” zu erzählen beginnen? Wir sprechen von einem Land mit 1,38 Milliarden Menschen und einer Fläche von fast 10 Millionen Quadratkilometern. China ist von der Fläche in etwa so groß wie Europa, von der Einwohnerzahl wollen wir gar nicht sprechen.
Stell Dir vor jemand stellt Dir die Frage: “Wie schmeckt eigentlich Europäisches Essen?” Du würdest die Person wahrscheinlich mit großen Augen anschauen und sagen “in Italien schmeckt es anders als in Großbritannien”. Genauso verhält es sich auch mit dem Essen in China – es gibt also kein “typisch chinesisches Essen”. Vielmehr hat die Küche jeder Region ihre Eigenheiten – von der Kantonesischen Küche im Süden, über die scharfen Speisen aus Sichuan bis hin zur bekannten Pekingente aus der chinesischen Hauptstadt. Auf jeden Fall schmeckt “original chinesische Küche”, wie ich sie von meinen Reisen kenne, anders als in den meisten europäischen Chinarestaurants.
Als typisch chinesisches Essen könnte man vielleicht jene Gerichte nennen, die quer durch China immer am Speiseplan stehen. Wenn ich an meine Reisen denke, dann kommen mir einige Gerichte immer wieder unter.
Inhalt:
Baozi und Jiaozi gibt es überall in China
An Baozi kommst Du in China nicht vorbei. Die gedämpften, gefüllten Teigtaschen werden am Straßenrand, in Straßenküchen und auch in großen Restaurantketten verkauft. Sie sind unterschiedlich gefüllt, z.B. mit Fleisch und Gemüse. Es gibt aber auch Baozi mit süßem Inhalt. Besonders beliebt sind die Baozi zum Frühstück, ich habe sie aber auch schon gemeinsam mit Jiaozi zum Mittagessen serviert bekommen.
Die kleinen Jiaozi Teigtaschen sind ebenfalls gefüllt. Den kreativen Füllideen von Fisch, über Gemüse bis hin zum Hammelfleisch sind keine Grenzen gesetzt. In manchen Restaurants kannst Du zusehen wie die Jiaozi gefüllt und für den Dämpfer vorbereitet werden. Um den Jiaozi noch mehr Pepp zu geben kannst Du Dir eine Sauce aus Essig, Sojasauce, gepresstem Knoblauch und Chili selbst zusammenstellen. Manchmal werden noch andere Saucen angeboten.
Du beißt dann zuerst einen “Zipfel” der Jiaozi ab. Dann schöpfst damit etwas von Deiner Essig-Soja-Sauce ins Innere der Teigtasche und beißt ab. Wenn Du Dich erst mit den Chinesischen Esstäbchen anfreundest solltest Du vielleicht zu Beginn ein anderes Gericht wählen. Die Teigtaschen sind extrem rutschig. Schnell flutschem die Jiaozi von Kunststoffstäbchen und quer über den Tisch. ;-)
Nudelküchen fest in muslimischer Hand
Ob als Jiaozi oder in vielen anderen optischen Varianten: Der Nudelteig aus Weizenmehl ist aus der chinesischen Küche nicht wegzudenken. In vielen Straßenküchen werden Nudeln frisch zubereitet und dann gemeinsam mit Gemüse- und Fleischgerichten oder in der Suppe serviert. In diesen Straßenküchen wirst Du mit wenigen Yuan satt.
Die Nudelküchen findest Du überall in China. Sie sind meist fest in muslimischer Hand. Die für mich beeindruckendste Möglichkeit Nudeln herzustellen ist sie zu ziehen. Sie werden so lang gezogen, bis sie so dünn wie italienischen Spaghetti sind. Dann werden die Weizennudeln im heißen Wasser für kurze Zeit gekocht. Damit der Nudelteig so elastisch wird braucht der Koch eine spezielle Zutat. In einem Blogbeitrag erzähle ich Dir genau wie in China Nudeln in der Straßenküche hergestellt werden.
Im Norden Chinas wird viel Weizen verarbeitet, im Süden essen die Chinesen lieber Reis.
Suppen in China
Zur typisch chinesichen Küche, die es überall im Land gibt, gehören auch die Suppen. Allen voran die Nudelsuppe ist weit verbreitet. Sie wird auch mit Stäbchen gegessen.
Neben der Nudelsuppe gibt es eine Reihe weiterer, kreativer Variationen. Aus dem im Norden und in Sichaun beliebten “Hotpot” ist in China in den letzten Jahren ein neuer, beliebter Trend entstanden: Das Malatang Restaurant. Du erkennst es an der Kühlvitrine mit den vielen, verschiedenen Zutaten.
Dort kannst Du die Zutaten für Deine Suppe selbst auswählen und Deinen Suppeninhalt nach Herzenslust aus frischem Gemüse, Fleisch, kleinen Spießchen, Pilzen, Bohnensprossen und Nudeln zusammenstellen. Dann werden alle Zutaten kurz gegart und mit Suppe übergossen serviert. Bezahlt wird im Malatang Restaurant nach Anzahl der Zutaten, die meisten Kosten einen Yuan.
Ich finde, dass die in den kleinen Küchen besser schmeckt als z.B. in einem Malatang Restaurant einer Kette. In Restaurants, in denen Du die Zutaten aussuchen kannst, ist die Sprachbarriere auch kein Problem. Und Du weißt, was genau in Deiner Suppe schwimmt.
In China Essen bestellen ohne Chinesisch-Kenntnisse
Ja, mir sind grundlegende Namen von Chinesischen Gerichten bekannt. Peking Ente und Kung Pao Huhn fallen mir z.B. gerade ein. Reisende stoßen abseits der Touristenrestaurants schnell auf oft unüberwindbare Sprachbarrieren. Dann wird es schwierig Details über Gerichte rauszufinden.
Ich bin gottseidank nicht heikel und bestelle Essen in China oft auf “gut Glück”. Mit einer bebilderten Speisekarte oder Wandtafel klappt die Wahl recht leicht. Du kannst erahnen, was Dich erwartet. Oft haben kleine Lokale auch nur eine sehr begrenzte Auswahl an Gerichten.
Wenn es eine Speisekarte gibt kannst Du Dir, sofern keine Zierschriften verwendet werden, mit Übersetzer-Tools weiterhelfen. Oft bin ich mir dann trotzdem nicht sicher, ob ein Flugzeug oder ein Schwein in der Speise verarbeitet ist. Mir ist schon passiert, dass sich die App bei manchen Wörtern nicht entscheiden kann und dann abwechselnd verschiedene Wörter anzeigt. Da vertraue ich doch lieber auf meine analoge Taktik: Ich habe mir einfach ein paar Symbole für Zutaten gemerkt und weiß in welchen Gerichten sich z.B. Ente, Huhn oder Tofu befinden.
Eine weitere Möglichkeit: Schau’ Dich in der Umgebung um, was andere Gäste essen. Deute dann beim bestellen – mit Respekt – auf die Speise, die Dir zusagt.
Ekeliges Essen in China? Keine Sorge!
Vor “besonderen” oder ekeligen Zutaten in China brauchst Du Dich in Straßenküchen und einfachen Restaurants nicht fürchten. Dort wird mit Gemüse und den gängigen Fleischsorten wie bei uns gekocht. Skorpione und Co. findest Du eher auf Nacht- und Touristenmärkten. Und dort sind sie mehr Gag als beliebter Snack. Einzig Innereien könnten auch in Alltags-Restaurants auf Deinem Teller landen. Die sind Europa nicht so beliebt sind. Aber auch hier hilft der Sicherheits-Blick auf die Teller der anderen Gäste um zu sehen, welches Menü serviert wird.
Wenn Du versehentlich in ein chinesisches Spezialitätenrestaurant ohne englische Speisekarte gestolpert bist, dann könnte es mit der Auswahl kritisch werden. Mir ist das einmal passiert. Bei den Gerichten suchte ich eines mit “Ente” Symbol aus, siegessicher etwas ordentliches zu Essen zu bekommen. Die Taktik hat dort allerdings nicht funktioniert: Mir wurde die Haut der Entenbeinchen in Chillisauce serviert.
Für solche Restaurants in China solltest Du also mehr Sprach Know-How mitbringen. Denn Du weißt nie, welche Körperteile serviert werden. In “Alltagslokalen habe ich keine schlechten Erfahrungen gemacht. Hier gilt meine Empfehlung: Trau’ Dich – Du wirst meistens begeistert sein. :-)
Gemeinsam chinesisch essen
Ein besonderer Moment ist es für mich in größerer Gesellschaft essen zu gehen oder von Chinesen zu einer Feier eingeladen zu sein. Das artet dann in ein Gelage und eine Geschmacksexplosion am Gaumen aus. Um die Speisenauswahl muss ich mich nicht kümmern, bei der Essensbestellung wird von den Gastgebern gefühlt die halbe Speisekarte bestellt.
Die Speisen werden dann in der Mitte des Tisches serviert. Du kannst also eine Vielzahl an Speisen probieren. Jeder greift mit seinen Essstäbchen zu. Ein Stück von dort und ein kleine Kostprobe von da wandert direkt in den Mund. Jeder hat eine kleine Schale vor sich stehen. Sie ist mit Reis gefüllte und dient bei größeren Stücken als “Zwischenstation” bis zum Mund. Bist Du bei Chinesen eingeladen, dann legt Dir der Gastgeber immer besondere Leckerbissen in die Schale.
Im Laufe des gemeinsamen Essens werden immer wieder neue Gerichte serviert und Du hast wieder neue Geschmackserlebnisse. Bei einem dieser Essen bin ich auf eines meiner Langzeit-Lieblingsgerichte gestoßen: Auberginen. Wenig später durfte ich im Kochkurs selbst chinesisch Kochen und habe gelernt, wie ich sie im Wok zubereite.
Völlig ungewohnt ist für mich, dass in China nicht “aufgegessen” wird. Mir bricht immer das Herz, wenn beim Verlassen des Lokals die Teller noch halb voll sind. Esse ich nicht in Gesellschaft kann ich mich nur schwer beherrschen zumindest ein bisschen etwas am Teller zu lassen.
Beim Essen in fremden Ländern kann man so manchen Fauxpass begehen. Wenn ich mir unsicher bin beobachte ich die anderen Gäste in einem Lokal, wie sie bestimmte Speisen essen. Kommt die Flüssigkeit über die feste Speise? Wird sie separat getrunken? Mit dem Löffel gegessen? Die Gepflogenheiten sind je nach Land sehr unterschiedlich. Stäbchen mit Papierservietten abzuwischen ist z.B. in China ein absolutes No-Go, in Vietnam vor jedem Essen üblich. Ich bin bestimmt auch schon in einige Fettnäpfchen getreten und werde es unabsichtlich auf Reisen weiterhin tun. ;-)
Essen in China schmeckt herrlich
Ja, ich bin ein Fan der asiatischen Küche. Das Essen in China hat für mich einen besonderen Stellenwert. “Typisch chinesisches Essen” gibt es meiner Meinung nicht, zu groß sind die regionalen Unterschiede.
Baozi, Jiaozi, Nudelgerichte in unterschiedlichen Formen oder auch Suppen würde ich als im Alltag “original chinesische Küche” bezeichnen. Du findest diese Geriche im ganzen Land. Nicht immer ist für mich die Speisekarte zu entziffern. Dann überlasse ich die Auswahl der Speisen oft dem Zufall und freue mich über neue, kulinarische Erlebnisse. Nur Mut! Das ist eine schöne Möglichkeit um neue, kulinarische Highlights zu entdecken. Zu Heikel sein solltest Du allerdings nicht.
Wie schmeckt Dir das Essen in China? Hast Du ein chinesisches Lieblingsgericht?
Alex says
Da ich kein Chinesisch mehr esse, habe ich den Artikel hier mal spontan übersprungen! :)
Maria says
Ich bewundere deinen Mut, essenstechnisch so offen zu sein und so vieles auszuprobiern. Gerade in einem Land wie China, wo man die Speisekarte oft nicht entzifern kann. Ich bin da nicht ganz so mutig. Die “Fressgelage” hören sich sehr verführerisch an! LG, Maria
Flo says
Viel weiß ich ja nicht über die chinesische Küche, aber eins ist wohl fix: Mit dem typischen Chinarestaurant in Österreich hat “echtes” chinesisches Essen wohl nicht viel gemeinsam ;)
Christina Leutner says
Interessante Einblicke, allerdings hätte ich in China wahrscheinlich sehr große Probleme mit dem Essen.
Für mich würde es wahrscheinlich folgendes geben: Reis (ohne allem), noch mehr Reis (ohne allem) und Früchte.
Bei Gemüse weiß man nicht, ob die nicht in irgendeiner Fleisch- oder Fischsuppe geschwommen sind…
Andersreisender says
– Alex: Kein Chinesisches Essen? Warum das? Vielleicht kann ich Dich mit authentischen, chinesischen Gerichten locken – in “unseren” Chinarestaurants schmeckt es ja doch etwas anders.
– Maria: Oh ja… Fressgelage! Die mag ich sowohl in China als auch in Österreich! :-)
– Flo: Genau so ist es. Beim Essen in China und Europa in Chinarestaurants gibt es große Unterschiede! Die Lokale, in denen es so wie in China schmeckt, sind im deutschsprachigen Raum sehr dünn gesäht. Aber ich habe sie schon gefunden, z.B. in Berlin in der Kantstraße oder in Hamburg in der Nähe vom Hauptbahnhof.
– Christina: Reis ohne allem – das hört sich etwas fad an. Aber es stimmt: Als Vegetarier in China hast Du es nicht leicht. Generell in weiten Teilen Asiens. Es wird zwar viel mit Gemüse gekocht, aber gleichzeitig wird auch bei vermeintlich vegetarischen Gerichten dann ein Schöpfer Suppe “zum abschmecken” darüber gegossen.
Alex says
Ich landete einmal nach Chinesischem Restaurant Besuch im Krankenhaus. Inklusive Schüttelfrost, Röntgen, Infusion, Übergeben und vielem mehr. Seitdem habe ich mir geschworen kein Chinesisch mehr anzurühren und bin seither gut damit gefahren. :)
Andersreisender says
– Alex: Oh nein – das ist aber kein “Happy End” mit dem chinesischen Essen. Tut mir sehr leid, dass es Dir danach so schlecht ergangen ist. Ich habe nach mehreren Monaten in China bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht. Ich kann Dir versprechen: Es ist eher ein Einzelfall.
Alex says
Klar weiß ich, dass es sich um einen Einzelfall handelt. Aber nach der Erfahrung bleibe ich Chinesisch lieber fern. Auch wenn ich weiß, dass es sicherlich nicht nochmal vorkommen sollte, aber man hat halt dann so seine Prinzipien! :)
Gudrun says
Leider war ich bisher nur in Peking und in Hongkong, beim Bestellen der Speisen war ich sehr vorsichtig. Geschmeckt hat es mir trotzdem!
Andersreisender says
– Alex: Das kann ich mir gut vorstellen. Irgendwie hat man dann keine Lust mehr auf jenes Essen, das einem einmal schlecht bekommen ist. Kenne ich auch aus eigenen Erfahrungen.
– Gudrun: Peking und Hongkong sind ein guter Anfang um sich durch das chinesische Essen zu schlemmen. :-)
Ulrike Hecker says
Chinesisches Essen ist meistens sehr lecker! Auch vegetarisches Essen bekommt man immer häufiger.
Ich hab mir eine etwas andere Taktik für chinesische Speisekarten zugelegt, als ich noch kein Chinesisch konnte: Ich habe die Zeichen für Fleischwürfel bzw. – streifen gelernt. So konnte ich sicher sein, keinen Haufen Knochen zu erhalten.
Um keine exotischen Spezialitäten zu bekommen, habe ich auch nie das teuerste Gericht auf der Karte bestellt. Hund ist. z.B, ziemlich teuer.
Ich liebe das superscharfe Sichuan Essen.
Beste Grüße
Ulrike
Melanie Sauer says
Freunde sind neulich über ein “authentischeres” China-Restaurant gestolpert und waren nach der Bestellung gleich am stutzen: Jeder hatte dazu eine kleine Schale mit Unterteller erhalten … in China ist es nicht üblich direkt von Essteller oder Suppenschale zu essen oder? Man nimmt sich eine Portion in sein Schälchen und isst davon nicht wahr? So kann man auch besser teilen …?