Ich darf nun ein paar Tage bei Gao und seiner Familie verbringen. Der chinesische Stundent hat mich schon vor meiner Anreise darauf aufmerskam gemacht, dass er “am Land” wohnt. Als Europäer habe ich so meine Vorstellungen vom Landleben. Ein kleines Dorf in Mitten von Wäldern und Feldern, vielleicht ein paar Hühner auf der Straße. Kühe auf der Wiese. Dorfleben halt.
Nun, die Hühner gibt es hier in Xishui auf der Straße. Aber Wälder und Felder und die ländliche Dorfidylle sind in Xishui nicht zu finden. Für chinesische Verhältnisse ist die Stadt mit “nur” 80.000 Einwohnern aber ein Dorf am Land – in Österreich wäre Xishui größer als so manche Landeshauptstadt.
Provinzielle Stadt
Aber eines trifft auf jeden Fall zu: Die Stadt Xishui, etwa zweieinhalb Stunden mit dem Bus von der Millionenstadt Wuhan entfernt, ist extrem provinziell. Ich konnte das bereits bei meiner Ankunft mit dem Bus in Xishui miterleben.
Der Stadtkern mit seinen kleinen Geschäften sieht auf den ersten Blick gleich aus wie die Straßenzüge in den Vororten der chinesischen Großstädte. Die Modernisierungswelle hat hier aber noch nicht Einzug gehalten. Und auch das Leben ist nicht so hektisch wie in großen Städten. An vielen Ecken kann ich Menschen beim Kartenspielen oder Teetrinken beobachten.
Beim Spaziergang durch Xishui fragt mich Gao ob mich das ständige Anstarren nicht störe. Ich überlege – und tatsächlich: In dieser Stadt scheint das “Gaffen” extrem beliebt zu sein. Alte Frauen stehen auf der Straße mit offenem Mund und schauen mich an. So mancher beendet kurz seine Arbeit und beobachtet den Ausländer mit starrem Blick. Taxifahrer schauen mir nach, als würden sie einen Geist sehen. Ich habe Angst, dass sie einen Unfall verursachen.
Überall in China starren Menschen. Aber nicht so extrem wie hier. Anscheinend dürften in Xishui sehr selten Ausländer zu Gast sein. Warum auch? So viel gibt es hier nicht zu sehen. Außer vielleicht das eine oder andere Gewerbe, das auch in chinesischen Millionenmetropolen schon verschunden ist.
Dachterrasse in Xishui
Zurück im Haus von Gao steigen wir in den siebenten Stock des Neubaus – auf die Dachterrasse. Dort haben wir einen tollen Blick über die Stadt. Aber auch die Solaranlagen sind sehr interessant. Sie versorgen das Haus zu 100 % mit Warmwasser. Solaranlagen sind auf sehr vielen Häusern in China installiert.
Anundfürsich eine gute und umweltfreundliche Möglichkeit um Warmwasser aufzubereiten. Der Nachteil des Systems zeigte sich auf meiner Reise aber auch schon mehrfach. Durch fehlende Umwälzpumpen in großen Häusern dauert es oft mehrere Minuten bis das warme Wasser vom Dach in der Dusche ankommt. Eine enorme Wasserverschwendung ist die Folge. In einem Hostel in Wuhan wurden die Gäste sogar darauf hingewiesen, das kalte Wasser in einem Eimer im Bad zu sammeln und damit dann die Toilette zu spülen.
Viel Fernsehen
Und was gibt es sonst noch in Xishui zu erleben? Einiges an Familienleben, das zu den Feiertagen aber sehr vom Fernsehen bestimmt ist. Ein Mittagessen im Restaurant gemeinsam mit Freunden der Familie brachte für mich noch einen höchst spannenden Einblick in das chinesische Familienleben.
h.rogra says
“Ein Mittagessen im Restaurant gemeinsam mit Freunden der Familie brachte für mich noch einen höchst spannenden Einblick in das chinesische Familienleben.”
Darüber würde ich gerne mehr erfahren!
Liebe Grüße
Rochus
Andersreisender says
@h.rogra: Die Story gibt es nur persönlich – da musst Du Dich leider noch ein bisserl gedulden ;-)