Wasserbüffel kannte ich bisher nur als gemächliche Tiere. Auf Reisfeldern ziehen sie schwere Pflüge oder sie stehen bis zum Hals im Wasser und kauen gemütlich an Seegräsern. Die Paarhufer können aber auch ganz anders. Von November bis April ist Büffelrennzeit an der Karnataka Küste in Indien.
Die beiden Büffel schnaufen. Ich kann die schnellen Atemstöße in fünf Metern Entfernung noch deutlich hören. Ihre schwarze Haut glänzt in der Sonne. Vier Helfer stürzen im Zielraum auf die schwarzen Bullen und versuchen sie zu bremsen. Die kräftigen Herren schütten ihnen kaltes Wasser über die Schnauze, reden beruhigend auf sie ein.
Auch der Läufer wird mit Wasser überschüttet, steht in schwarzer Badehose umringt von Zuschauern und spült sich den Dreck ab. Er hat seine beiden Tiere 120 Meter durch den Schlamm getrieben und war um eine Büffelnasenlänge vor seinem Kontrahenten auf der zweiten Spur im Ziel.
Schon seit Stunden laufen die Büffel in Ikala Bava um die Wette. Fernab der großen Stadt, irgendwo in den Hügeln ist die Rennstrecke angelegt. Es ist eines der 45 Rennen die zwischen November und April in den Bezirken Udupi und Mangalore ausgetragen werden.
Für die Gestaltung der Rennstrecke gibt es keine genauen Regeln. Sie ist je nach Platzverhältnissen zwischen 120 und 145 Meter lang und 8 bis 12 Meter breit. Als Faustregel gilt, dass die Rennstrecke ca. 30 Zentimeter mit Schlamm und Wasser befüllt sein muss. Kambalas finden schon seit über 300 Jahren statt, früher wurden die Rennen direkt im Reisfeld ausgetragen.
Die Zuschauer stoben wieder auseinander, die nächsten Büffel laufen ins Ziel. Diesmal können die Helfer die aufgebrachten Tiere kaum bremsen. Sie rasen über den Platz weiter, die Besucher versuchen sich in Sicherheit zu bringen. Wieder Wasser über die Schnauze, beruhigende Worte für die schwarzen Büffel.
Es sind junge Tiere, erst drei Jahre alt, wird mir erklärt. Die absoluten Favoriten sind 12 Jahre alt. Sie sind viel größer und bulliger als die Jungtiere und haben lange Haare auf dem Rücken. Auch die menschlichen Stars der Kambala-Szene werden mir vorgestellt, sie bereiten sich gerade auf ihre Rennen vor.
Das Geschirr wird den Bullen angelegt, zwei Tiere werden miteinander an den Hörnern verbunden. Dann wird noch ein Kopfschmuck angebracht und der Segen für einen guten Lauf gegeben.
Diesmal geht es um die Schnelligkeit, rund 14 Sekunden brauchen die Läufer für die 120 Meter lange Strecke. Bei anderen Bewerben surft der Läufer auf einem Holzbrett den Bullen regelrecht hinterher.
Bei Kane Halage ist nicht die Schnelligkeit wichtig, sondern wie hoch das Wasser spritzt. Gewinner ist der Läufer mit der höchsten Dreckfontäne, gemessen wird mit einem Stück Stoff.
Die vorbereiteten Tiere sind in der Startaufstellung. Das Horn ertönt als Startzeichen für das nächste Rennen. Trommler machen Stimmung und heizen das Publikum an. Und los! Das braune Wasser spritzt, die Läufer scheinen über das Wasser zu fliegen. Mit der Gerte sind sie nicht zimperlich und verleiht den Bullen Flügel. Die Besucher im Zielraum feuern die Läufer an.
Kurz vor dem Ende der Rennstrecke ein letzter Klaps aufs Hinterteil, dann lassen sie die Büffel los. Sie laufen ohne Führung durch das Ziel. Erst in letzter Sekunde geben die Zuschauer den Zielbereich frei, laufen wieder auseinander und bringen sich vor den schwarzen Bullen in Sicherheit.
Bis zu 30.000 Besucher verfolgen die beliebtesten Rennen, in kleineren Orten entsprechend weniger. Die Kambalas beginnen immer am Samstag, die ganze Nacht finden Bewerbe statt.
Tipps für einen Kambala-Besuch:
- Kambala Wasserbüffelrennen finden immer von November bis Anfang April in den Bezirken Udupi und Mangalore im Bundesstaat Karnataka in Indien statt.
- Eine gute Terminübersicht zu den Kambala Rennen findet man auf der Seite von Dr. Krishi. Die Veranstaltungen beginnen am Samstag, es sind bis Sonntag durchgängig Rennen zu sehen.
- In manchen Quellen findet man Kambala auch “Kambla” geschrieben.
- Tierschützer kritisieren, dass die Bullen mit Gerte bzw. Peitsche angetrieben werden. Veranstalter argumentieren, dass ohne Peitsche die Tiere nicht so schnell laufen würden. Eine Gratwanderung.
Hier geht’s zur Übersichtsseite Reiseberichte und Reiseinformationen Indien.
Alex says
Finde es zwar an sich immer schön, wenn solche Traditionen (wie hier 300 Jahre) gepflegt werden, aber dennoch tun mir die durchgestochenen Nasen der Bullen leid! ;)
Aber es ist dennoch sicherlich ein Spektakel, keine Frage.
Danke jedenfalls für den Einblick.
Elke says
Spektakulär! Tolle Tiere, wild wären sie natürlich am schönsten… ;-)
Was hat es denn mit diesen Nasenspießen auf sich?
Krishna Mohan says
Schönes Foto und tolle Informationen, die Sie hier haben
-Krishna Mohan
Andersreisender says
– Alex: Ich überlege gerade: Gibt es eigentlich den Nasenring bei den Bullen bei uns auch noch?
– Elke: Ich musste erst noch einmal nachschauen was Du meinst, aber es sieht tatsächlich aus wie ein Spieß. Das in der Nase ist aber ein Strick, der dann mit dem Geschirr verbunden ist.
– Krishna Mohan: Dankeschön! :-)
Alex says
Da muss ich passen. Wobei es da auch sicherlich noch Unterschiede gibt zwischen deutschen Kühen, und Kühe auf der österreichischen Alm! :D
Andersreisender says
-Alex: Da bin ich im Augenblick auch überfragt. Aber ich kann bei meiner nächsten Almwanderung ja einmal darauf achten wie das in Österreich und Deutschland so aussieht…
Nord-Peru Reisen says
Das hört sich eher nach einer schönen Tradition an, nicht wie Stierkämpfe in Spanien oder im Süden Frankreichs.