Am Eingang zur Tempelstadt Tirumala treffen sie aufeinander: Jene Pilger, die den 15 Kilometer langen Fußmarsch auf den heiligen Berg gerade hinter sich haben. Und jene, die sich wieder auf den Rückweg machen. Viele von ihnen sind kahlgeschoren, sie haben ihr Kopfhaar im Tempel geopfert.
Nach dem anstrengenden Aufstieg von Tirupati nach Tirumala machen viele Pilger erst einmal eine Rast. Sie verbringen mehrere Tage in Tirumala.
In der hinduistischen Tempelstadt kann man sich verlaufen, so groß ist sie. Ich reihe mich in den Strom der Pilger ein, es herrscht eine fröhliche Stimmung.
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Überall sehe ich Stände mit Essen und Devotionalien, aus den Lautsprechern dröhnen abwechselnd Gebetsgesänge und Hinweise auf freie Pilgerherbergen und deren Preise.
Wie viele mögen heute wohl hier sein? Durchschnittlich 40.000 Pilger besuchen täglich Tirumala, 100.000 an Spitzentagen. Sie sind hier um im Tempelinneren einen Blick von Shri Venkateshwara zu erhaschen.
Die Inkarnation Vishnus ist die wichtigste Gottheit in Tirumala, ihr werden besondere Fähigkeiten nachgesagt. In ihrer Gegenwart geäußerte Wünsche sollen in Erfüllung gehen.
Für dieses besondere, aber sehr kurze, Zusammentreffen mit der steinernen Statue stehen traditionell gekleidete Pilger stundenlang Schlange. Die vergitterten Wege ziehen sich kilometerweit durchs Tempelgelände. 50 oder 300 Rupien können den Weg durch die Käfige zum „Darshan“ um einige Stunden abkürzen.
Auch vor dem Badehaus haben sich lange Schlangen gebildet. Drinnen arbeiten Friseure mit ihren Rasiermessern im Akkord und scheren den Pilgern eine Glatze. Kostenlos. Für die Pilger ist es ein Ritual der Dankbarkeit. Sie bedanken sich mit ihrem Haaropfer für einen erfüllten Wunsch oder legen ein Gelübde ab.
Bei über 16 Millionen Besuchern im meistbesuchten Pilgerort der Welt (je nach Quelle schwankt die Zahl der Pilger), fallen Unmengen an Haaren an. Mit ihrer Haarspende unterstützen die Pilger auch die Arbeit im Tempel. Das Tempelhaar wird gereinigt, entlaust, sortiert und dann verkauft.
Die Strähnen aus Tirumala finden sich an so manchem Europäischen Kopf wieder, denn die Hair Extension beim heimischen Friseur kommt mit ziemlicher Sicherheit aus einem indischen Tempel. Echthaarperücken werden ebenfalls aus indischen Haaren hergestellt.
Der Haarexport ist ein gutes Geschäft und eine wichtige Einnahmequelle für die Pilgerstadt Tirumala. Laut Wikipedia macht die Stiftung des Tempels Tirumala Tirupati mit dem Haarverkauf einen Jahresumsatz von 250 Millionen Euro.
Meine Haare blieben beim Besuch am Kopf. Sie sind gerade einmal einen Zentimeter lang, das ist für Tempelhaar bestimmt zu wenig. Außerdem handelt es sich beim Haaropfer in Tirumala um ein religiöses Ritual der Hindus. Nachdem ich kein gläubiger Hindu bin beobachte ich das Tempelleben aus respektvollem Abstand.
Wie sieht es bei Dir aus? Würdest Du für einen erfüllten Wunsch Deine Haare opfern? Lange Zöpfe sind übrigens besonders begehrt!
Tipps für den Besuch des Tempels in Tirumala:
- Tirumala ist vom Busbahnhof Tirupati (östlicher Teil) und einer Haltestelle gegenüber vom Bahnhof mit dem Bus erreichbar. Die Busse sind blau-weiß lackiert und mit „Tirupati“ angeschrieben. Fahrpreis: 82 Rupien für hin und zurück (1 Ticket), Fahrzeit: rund eine Stunde, Busse fahren sehr häufig. Tolle Aussicht auf der abenteuerlichen Bergstrecke!
- Wie bei allen heiligen Stätten sollten Besucher beim Besuch lange Hosen und Kleider tragen und die Schultern bedecken. Der Besuch des Darshans im Venkateshwara-Tempel ist nur in traditioneller, indischer Kleidung möglich.
- Einige Bereiche dürfen nur Barfuß betreten werden.
- Der Venkateshwara-Tempel ist der größte Pilgerort der Welt. Wer hier Ruhe sucht wird enttäuscht sein.
- Manchmal findet man statt Tirupati auch die Schreibweise “Tirupathi”.
Hier geht es zur Übersicht Reiseinformationen und Reiseberichte Indien.
Alex says
Tja, da scrollt man und scrollt man im Artikel runter und fragt sich: Na, wann kommt denn das Foto?! Aber nichts da. Kein kahl geschorener Kopf unseres Blogbetreibers hier! :)
Und ja, wieso sollte man sich nicht für einen Wunsch die Haare schneiden? Wachsen ja wieder nach! :D
Andersreisender says
Alex: Naja, bei mir wären die Veränderungen ja auch kaum bemerkbar gewesen – so kurz wie meine Haare sowieso sind. ;-) Ich hätte damit auch kein Problem mir für einen erfüllten Wunsch die Haare schneiden zu lassen. Noch dazu, wenn es nichts kostet – da erspare ich mir den Gang zum Friseur. *fg*