So – nun wird hier einmal eine Beichte abgelegt: Ich bin durchs Burgenland gar nicht “Drahteselig” sondern eher “modern” auf einem E-Bike unterwegs. “Nein, wie unsportlich” höre ich die einen schon rufen. Bisher entgegengebrachtes Mitleid beim schweißtreibenden Bergauffahren wird gnadenlos zurückgezogen.
Aber: Zwar hilft ein kleiner Motor beim Radeln mit, treten muss man auch bei den Elektrofahrrädern trotzdem selbst.
Es wird viel über das E-Bike diskutiert – darum wird es Zeit diese Art sich fortzubewegen einmal auszuprobieren. Ein Erfahrungsbericht nach den ersten 120 Kilometern.
Was ist eigentlich ein E-Bike genau?
Ein E-Bike ist kein Moped, denn ohne zu treten tut sich hier gar nichts. Aber ein kleiner Motor unterstützt beim Radfahren und verstärkt die Muskelkraft. Dadurch sind höhere Geschwindigkeiten am Flachen möglich und Steigungen sind leichter zu bewältigen.
Bis zu 26 km/h hilft der Motor beim Treten mit, darüber hinaus muss zu 100 Prozent Muskelkraft eingesetzt werden.
Der Strom für das E-Bike kommt aus einem Akku der oberhalb des Tretlagers befestigt ist. Laut Fahrradvermietung sollte der kleine Stromspender spätestens nach ca. 70 Kilometern an einer gewöhnlichen Steckdose aufgeladen werden. Dazu kann der Akku einfach ausgebaut werden.
Ohne Energie und tatkräftiger Unterstützung des Motors wird das Radeln sonst doppelt anstrengend. Das Elektrofahrrad wiegt immerhin 25 Kilogramm.
Je nach Wunsch fällt die Unterstützung beim Radfahren unterschiedlich stark aus. Drei Stufen stehen zur Auswahl: “Eco” mit geringer Unterstützung, “Sport” um die Sportler auf ihren Fahrrädern zu überholen (?) und “Power” wenn die Muskeln schon müde werden oder es steil bergauf geht.
Der E-Bike Praxistest
Mein Erfahrungsbericht bezieht sich auf das E-Bike der Firma “Kalkhoff”. Als erstes fällt mir gegenüber meinem “normalen” Fahrrad die aufrechte Sitzposition auf. Die ist etwas ungewohnt, ich fühle mich in Fahrradkleidung und mit Helm hier fast ein wenig deplatziert. Aber der Radhelm bietet auch hier Sicherheit und nach einer längeren Tour weiß man auch auf diesem Fahrrad ein Sitzpolster am Hinterteil zu schätzen. ;-)
Beim ersten Tritt in die Pedale habe ich den Eindruck als würde mich jemand leicht anschieben. Kindheitserinnerungen an die Zeit, als der Vater dem Kinderfahrrad den nötigen Schubs gibt damit der Kleine dann erstmals ohne Stützen auf zwei Rädern dahin rollt, werden wach.
Mit dem E-Bike geht’s aber viel leichter und innerhalb weniger Minuten gewöhnt man sich an den “Anschub-Effekt”. Es stellt sich das Gefühl ein, als hätte man beim Fahren ständig Rückenwind.
Auf der Ebene erreiche ich schnell die 26 Stundenkilometer oder bin gelegentlich schneller unterwegs.
Bergauf heißt es weiterhin “in die Pedale treten”, aber um einiges weniger als auf einem normalen Fahrrad. Es sieht ein bisschen gemein aus, wenn man relativ entspannt den Berg mit dem E-Bike hochklettert, während sich sportliche Zeitgenossen die Steigung hinauf quälen und jeden Meter erkämpfen.
Bergab kann es allerdings passieren, dass man als E-Biker schnell von klassischen Radfahrern überholt wird. Das Elektrofahrrad hat acht Gänge und wird ohne fleißiges Treten bergab gebremst. Bei rund 40 Stundenkilometern war bei mir der Plafond erreicht.
Das Rad gleicht einem Citybike, ist aber auch nach meiner Erfahrung auch für Schotterstraßen und nicht asphaltierte Wege geeignet.
Und noch etwas wichtiges: Mit dem E-Bike ist freihändig fahren nicht möglich. Zumindest ist es das bei meinem Modell so. Sobald man den Lenker loslässt beginnt das Vorderrad beängstigend zu flattern.
Ist ein E-Bike umweltfreundlich?
Bisher habe ich E-Bikes relativ skeptisch beäugt und sie als eher unsportlich abgetan. Außerdem stört mich, dass die Elektrofahrräder oft unter dem Prädikat “Umweltfreundlich” angepriesen werden. Das ist nicht wirklich der Fall – auch wenn sie mit Strom fahren. Am Umweltfreundlichsten ist es nach wie vor ohne Unterstützung in die Pedale zu treten.
Ich bin aber auch kein “Hardcore-Umweltschutzapostel”, denn sonst dürfte ich auch nicht mit meinem Motorrad, einem Auto oder der Eisenbahn fahren. Wichtig ist, dass einem bei der Verwendung dieses Sportgeräts klar ist, dass es Energie benötigt und diese nicht einfach “aus der Steckdose” kommt.
Mein Fazit
Für die Fahrt im ebenen Gelände, zB. beim Radfahren im Seewinkel, finde ich das E-Bike nach wie vor eher überflüssig.
Aber sobald Steigungen überwunden werden müssen oder der starke Gegenwind das Radfahren zur Herausforderung werden lässt spielt das E-Bike eindeutig seine Stärken aus.
Spätestens seit der Radtour durchs Mittelburgenland freue ich mich, dass ich mit ein wenig motorischer Unterstützung durch die hügelige Landschaft unterwegs bin. Wenn die Straße nach der nächsten Biegung wieder auf den nächsten Hügel hinauf führt macht mir das nichts aus.
Auf viele der besuchten Erhebungen wäre ich bestimmt nicht hinauf gefahren und hätte mit Sicherheit die leichtere Route gewählt.
“Radfahren mit Rückenwind” trifft es nach meiner Erfahrung am besten, wie sich das Fahren mit dem E-Bike anfühlt. Und das kann beim Radfahren durchaus Spaß machen.
Und wie ist Deine Meinung zum E-Bike? Hast Du schon selbst Erfahrungen damit gemacht?
Die Erfahrungen, Tipps und Hintergrundinformationen in diesem Beitrag wurden im Rahmen einer individuellen Pressereise auf Einladung von Burgenland Tourismus recherchiert. Wie immer bleibt meine Meinung in der Berichterstattung davon unberührt.
Paula says
Wieder ein sehr feiner Produkt-Test-Bericht von dir!
Was ist deine Meinung zum Handling? Mir kommt vor, dass die E-Bike Fahrer eher zu den ungeübten Fahrern zählen (die, denen es bislang zu anstrengend war und die darum selten auf dem Fahrrad unterwegs waren) und wenn dann tendenziell kritische Situationen auftreten, reagieren sie oft falsch, manchmal mit fatalen Folgen. Auch auf Grund der Masse des Fahrrades und der Geschwindigkeit.
Ich habe diese Meinung zum Teil aus Medienberichten, wenn wieder ein Pensionist schwer verletzt im Krankenhaus landete, weil er mit dem E-Bike gestürzt ist und Teils von Beobachtungen auf der Straße. Nun bis du ja ein geübter Radfahrer, wie schätzt du das Risiko für Ungeübte ein?
Die 40km/h Bremse ist fad! ;-) Aber sicher :-)
Marcus says
Hallo,
ich habe eine sehr positive Meinung zu den E-Bikes. Ich betreibe täglich Ausdauersport (Fussball, Triatlon, Joggen etc), weshalb ich nicht zu den “unsportlichen” zählen würde, die zb. Paula klassifiziert.
Auch für die sportlichen unter uns ist es angenehm, in den Abendstunden nochmal eine Fahrradtour machen zu können, ohne “arbeiten” zu müssen.
Liebe Grüße
Alex says
Jajaja, kein Moped… treten muss man selbst… alles Käse du FAULER HUND! Füße hoch und radeln lassen. :D
Viel Spaß und gutes motorisiertes radfahren! ;)
(Musste jetzt einfach mal sein)
Richard says
Oh mein Fahrrad ist leider kaputt! Schon wieder!!!)
Andersreisender says
@Paula: Ich kann mir vorstellen, dass für jemanden, der absolut ungeübt ist die 26 km/h (da ist man schnell mal mit “Hilfe”) beim E-Bike schon durchaus viel sind. Ich bin am normalen Fahrrad knapp unter diesem Tempo (auf flacher Strecke) unterwegs.
Bergauf ist es natürlich eine super Unterstützung, heute hinauf auf den Gschriebenstein (höchster “Berg” im Burgenland) wäre es mit dem normalen Fahrrad für mich ziemlich anstrengend geworden, mit dem E-Bike wars wesentlich leichter.
Nachdem es dort auch steil bergab geht konnte ich feststellen, dass man dann auch den nötigen Schwung bekommt und locker auch die 50 km/h Marke überschreiten kann. Das ist reine “Abrollgeschwindigkeit. Mittreten ist aber ab ca. 35 km/h nicht mehr möglich.
@Alex: Selber ausprobieren obs klappt mit dem Füße hochlegen. ;-) Aber für faule Tage habe ich ja ohnedies mein Motorrad. *fg*
@Richard: Na sowas. ;-)
Maik says
Neulich erst habe ich in einem Bericht gelesen, dass die E-Bikes aufgrund der hohen Geschwindigkeit für viele ältere Besitzer mehr Gefahr als Erleichterung darstellen. Wenn die Oma normalerweise statt mit knapp über Schrittgeschwindigkeit jetzt mit 25km/h unterwegs ist, dann stellt dies eine gravierende Änderung dar, der einige nicht mehr gewachsen sind.
Andersreisender says
@Maik: Wie bereits mit Paula diskutiert birgt die höhere Geschwindigkeit, die schnell erreicht werden kann, natürlich auch Gefahren. Dessen muss sich jeder, der ein E-Bike kauft oder mietet, bewusst sein.
Harald says
Das liest sich doch schon mal sehr gut. Da können ältere Leute auch noch grössere Strecken zurücklegen. Vor allem finde ich gut, dass man beim Treten unterstützt wird und einstellen kann, wie stark die Unterstützung sein soll.
Pantitlan says
Ich habe in China auch ein Ebike. Die sind hier total verbreitet. Meines ist nicht so stark, aber ich etwas teurere Modelle (sprich für etwa 400 Euro) schaffen es schon mal locker auf 50 Stundenkilometer. Das gefährliche dabei ist übrigens nicht einmal die Geschwindigkeit, sondern dass die Teile absolut lautlos sind. Fussgänger hören es nicht, wenn man mit dem Elektroroller kommt und betreten dann oft ohne richtig zu schauen die Strasse (ohnehin eine chinesische Krankheit!). Ich musste schon mehrmals eine Notbremsung einleiten.
Aber ansonsten finde ich die Bikes aber super. Ich glaube allerdings, dass sie nicht unbedingt eine Konkurrenz zum Fahrrad sind, sondern eher Vespa oder Puch ersetzen könnten.
Andersreisender says
@Pantitlan: In China habe ich ja auch sehr viele Elektromopeds gesehen, die E-Bikes sind mir weniger aufgefallen. Ich habe damals aber auch noch nicht so darauf geachetet, ob jemand einen kleinen Akku am Fahrrad montiert hat. Sind die E-Bikes in China nicht gedrosselt, also arbeitet der Motor auch über 26 km/h noch mit?
Reisepeter says
Hallo und vielen Dank für den informativen Artikel. Hatte schon länger vor mir so ein E-Bike mal genauer anzusehen. Nächste Woche gehts dann von Passau nach Wien das erste mal mit einem geliehenen E-Bike, bin gespannt. Viele Grüße Peter
Pantitlan says
Ich muss vorwegschicken, dass ich in China kaum je ein Bike mit einem Tacho gesehen habe. Meist gabs ihn nicht – und wenn schon, dann war er entweder meistens kaputt oder wegen seiner Ungenauigkeit unbrauchbar.
Es gibt zwei Arten von Ebikes: Das eine sind eher Fahrräder mit einer Stützbatterie, wie du das hier beschrieben hast. Diese bringen es vielleicht auf etwa 26 km/h. Ob die Bikes einfach nicht schneller mögen oder ob sie gedrosselt sind, kann ich als Laie nicht beurteilen. (Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass es in China möglich ist, Gesetze durchzustetzen, welche die Geschwindigkeit festsetzen. Selbst bei dem Benzin betriebenen Motorrollern haben etwa 70 Prozent falsche Nummernschilder.)
Das andere sind richtig Roller (sehen auch so aus) und die bringen es dann auch auf recht hohe Geschwindigkeiten.
Andersreisender says
@Reisepeter: Dann wünsche ich Dir viel Spaß beim E-Bike-Radeln. :-)
@Pantitlan: Genau – die Roller kenne ich auch, hätte sie aber eher als Elektro-Moped bezeichnet und nicht als E-Bike. In vielen Innenstädten sind ja Benzin-Mopeds mittlerweile verboten, dafür sind umso mehr Elektroroller unterwegs.
Pantitlan says
Es gibt hier in China, oder zumindest in Peking, zwei unterschiedliche Nummernschilder für Benzinmotorräder. Wer eine Nummer besitzt, die mit einem “A” beginnt, darf überall hinfahren. Mit 20.000 Yuan (2000 Euro) ist das Schild allerdings oft teurer als das Motorrad selber. Die billigere B-Nummer kostet 2000 Yuan (200 Euro). Mit ihr darf man nicht innerhalb der Zweiten Ringstrasse unterwegs sein, was eigentlich in den meisten Fällen ausreicht.
Allerdings werden die Regeln nicht durchgesetzt und der grösste Teil der Motorräder hat wie bereits erwähnt ohnehin keine echten Schilder.
Andersreisender says
@Pantitlan: Interessante Sache mit den Nummernschildern. Das habe ich mir gar nicht so genau angesehen, wie das läuft. ;-)