Vom Herzen der Insel Kyushu reise ich heute mit dem Trans-Kyushu-Express wieder an die Küste. Am Nachmittag erreiche ich die Stadt Beppu an der Ostküste der japanischen Hauptinsel Kyushu. Am Bahnhof begrüßt mit die Stimme aus dem Lautsprecher mit einem langgezogenen “Beppuuuu, Beppuuuu, Beppuuuu!”. Mit “nur” 126.000 Einwohnern zählt Beppu eher zu den kleinen japanischen Städten. Die Stadt ist für die vielen heißen Quellen (Onsen) bekannt.
Hier habe ich wieder ein Ryokan, eine traditionelle, japanische Unterkunft gebucht. Es befindet sich nur wenige Gehminuten vom Bahnhof Beppu entfernt. Leider sind auf dem Anfahrtsplan wieder einmal nicht alle Straßen eingezeichnet, so irrt ich in der falschen Straße umher. Nachdem in Japan nur wenige Straßen einen Straßennamen tragen und beschriftet sind ist die Orientierung sehr schwierig. Hausnummern sind ebenfalls nirgends angebracht. Wirklich ärgerlich mit all dem Gepäck.
Inhalt:
Hilf einem Blinden sehen
Ich frage in einem Geschäft nach dem richtigen Weg. Die Dame lächelt, geht mit mir vor die Türe und zeigt in die Richtung wo ich herkomme. Sie redet auf mich in Japanisch ein, ich verstehe leider kein Wort.
Ergebnislos zurück im Geschäft notiert sie etwas auf einem Zettel und geht nochmals mit mir vor die Türe. Es sind vier japanische Schriftzeichen, die sie untereinander für mich aufgeschrieben hat. Wieder deutet sie in die kleine Gasse und zeigt mir gleichzeitig die Schriftzeichen.
Nun erkenne auch ich das große Schild etwa 50 Meter vor mir auf der linken Seite. Es ist bestimmt fünf Meter lang. Hier muss mein Hotel sein. So hilft man einem Blinden sehen. Es haben die größten Hinweisschilder auf ein Hotel keinen Sinn, wenn man sie nicht lesen kann.
Zwei Minuten später stehe ich an der Rezeption und checke ein. Der Rezeptionist – ein absoluter “Sir” und sehr engagiert – hat ärgste Probleme beim Schreiben meines Namens. Tja…das beruht ganz auf Gegenseitigkeit. ;-)
Der Strand von Beppu
Ich hörte, dass es in Beppu einen Strand gibt und freue mich auf ein oder zwei Stunden gemütliches Entspannen am Wasser. Vielleicht eine runde schwimmen und ein kleines Nickerchen – das wäre als Ausgleich zu den ganzen Sehenswürdigkeiten einmal fein.
An der Rezeption erhalte ich die Information, dass der “SPA Beach” nur wenige hundert Meter vom Hotel entfernt ist. Also rein in die Badehose, Sonnenbrille auf, Sonnencreme eingepackt und schon bin ich startklar fürs Badevergnügen.
Als ich wenige Minuten später am hochgelobten “SPA Beach” ankomme, traue ich meinen Augen nicht: Ich sehe einen fünf bis zehn Meter schmalen, etwa 100 Meter langen Sandstreifen entlang einer Promenade. Der Strand ist mit Müll übersäht und es gibt weder Duschen noch Sonnenschirme. Eigentlich gibt es auch – trotz herrlichen Wetters – keinen einzigen Badegast.
Unter “SPA Beach” hätte ich mir etwas anderes vorgestellt. Strandpromenade, Sonnenschirme, Eis, Duschen und alles was halt so dazugehört. Auch ein paar Menschen, die im Wasser plantschen. Auf dieser Müllhalde kann ich mir vorstellen, dass niemand sonnenbaden oder schwimmen möchte.
Ich entscheide mich daher auf der Kaimauer im Schatten Platz zu nehmen und dort ein Buch zu lesen. Wird’s mit Schwimmen heute halt nichts, aber immerhin kann ich ein bisschen im Schatten sitzen.
Um 16 Uhr am Strand
Die unglückliche Strandszene spielt sich um 16 Uhr ab. Da ich aus Sicherheitsgründen an den Strand keinen Fotoapparat mitnehme, gibt es auch kein aktuelles “16-Uhr-Blick-in-die-Welt-Foto”. Ich habe am nächsten Tag allerdings noch einen Versuch an einem anderen eingezeichneten Strand in Beppu unternommen. Wieder das gleiche Ergebnis: Müll, Mauern, etwas Sand und keine Badegäste. Wen wundert’s?
Dieses Foto wurde am Folgetag kurz vor 16 Uhr aufgenommen – ich denke, es ist ein ebenbürtiger Ersatz. Ganz rechts im Hintergrund, vor den Palmen, befindet sich Sand.
Aktueller Stand um 16 Uhr:
Ort: Beppu Präfektur: Oita Land: Japan Wetter: Sonne, über 30 Grad.
Zeitverschiebung:
Zur Mitteleuropäischen Sommerzeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz beträgt der Zeitunterschied + 7 Stunden. Steht in Beppu die Uhr auf 16 Uhr ist es in Mitteleuropa erst 9 Uhr. In Japan gibt es keine Sommerzeit.
Die kommende Nacht werde ich hier verbringen:
Im Nogami Hokan Ryokan in Beppu
Alex says
Na das ist ja mal ein Strand! :-/
Aber der Name Beppu gefällt mir! :)
Auch weiterhin schönes Reisen!
Frank says
Ich kann mir den Strand im sonst so sauberen Japan nicht vorstellen.
Andersreisender says
– Frank: Ja, es ist eigentlich unglaublich. Wirklich schade! Gute Reise durch Japan!
Frank says
Was mir noch einfällt, könnte es machmal nur durch Sturmflut (oder ähnliches) angespült sein?
Andersreisender says
Frank: Nein, ich vermute leider nicht. Dann hätte es ja auch Menschen gegeben, die hier baden wollten. Das war auch nicht der Fall.