Montag, 20. Juli 2009
Nach ca. eineinhalbstündiger Fahrt mit dem Katamaran taucht Crisan am Horizont auf. Der erste Blick beim Anlegesteg auf die Umgebung verspricht einen sehr ruhigen weiteren Urlaub. Eine Sandstraße, gesäumt mit kleinen Häusern und Gärten, zieht sich fünf Kilometer entlang der Donau. Direkt beim Steg als “Zentrum” des Ortes gibt es eine Dorfkneipe mit angeschlossenem “Krämerladen”. Von touristischer Infrastruktur ist sonst nicht viel zu sehen.
Wir fühlen uns wie 100 Jahre zurück versetzt und machen uns auf die Suche nach Haus Nr. 197 “Pension Nuferu”. Nach ein paar Minuten finden wir diese nette, kleine Pension.
Wie es sich für einen ordentlichen, rumänischen Haushalt gehört, passt ein “Wachhund” auf das Haus auf. Ein paar aufgeregte Hühner laufen frei um das Haus herum und zupfen an den gut gepflegten Blumen.
Unser Zimmer liegt direkt unter dem Dach. Vom Balkon haben wir einen herrlichen Blick auf die Donau. Da ist schnell klar, wo wir die Abende verbringen werden.
Außerdem haben wir Glück: Anscheinend dürfte dies hier “Downtown” sein. Neben einem kleinen Laden, der in unsere Pension integriert ist, gibt es auch ein paar gemütliche Schirme beim hauseigenen Anlegesteg. Hier trifft sich im Laufe des Tages das halbe Dorf auf ein Ratscherl und ein Bier. Auch der einzige Bagger im Ort macht regelmäßig Halt. Dass er mitten auf der Straße parkt ist kein Problem, denn innerhalb von drei Tagen fährt nur ein einziges Auto (roter Dacia) an uns vorbei. Boote sind im Donaudelta einfach wichtiger als Autos – und auch praktischer.
Wir beschließen, wie die meisten anderen Urlaubsgäste auch, in der Pension zu Abend zu essen. Fisch, Rindfleisch und ein Bohnengulasch werden zum Abendessen serviert. Gekocht wird in der Küche für nur wenige Gäste, aber umso besser schmeckt es. Unsere Vermieterinnen sind sehr liebenswürdig und sehr bemüht.
Bereits bei unseren ersten Erkundungen haben wir die rumänische Oma mit ihrem Enkel, die ebenfalls in der Pension wohnen, am Donauufer kennengelernt. Offenbar ist der Kleine ein begeisterter Fischer. Oma ist bei jedem Fang hellauf begeistert und lacht den ganzen Tag. Jetzt beim Abendessen bemerkten wir, dass der kleine Fischer scheinbar die Fische nur fangen aber nicht essen will. Zum Abendessen bekommt er nämlich eine Hühnerkeule serviert.
Neben dem Oma-Enkel-Gespann ist auch ein junges Spanisch-Schweizerisches Paar in der Pension einquartiert. Sie möchten morgen, wie wir, die Sanddünen von Letea erkunden. Wir schließen uns spontan zusammen und werden gemeinsam auf Tour gehen.
Crisan bei Nacht
Dann läuten wir die Abendbeschäftigung am Donauufer ein. Das Reisetagebuch will gepflegt und das erste “Guten-Abend-Bierchen” genossen werden. Habe ich schon erwähnt, dass es im Donaudelta tolle Sonnenuntergänge gibt?
Zur Abenddämmerung werden dann die Mücken doch lästig – mein Blut dürften sie besonders gern mögen. Mit einem ordentlichen Mückenspray wird dann der Abend am Balkon auch zum Genuß.
Ruhe legt sich über den Ort, der kleine Krämerladen schließt für heute seine Pforten. Die Sonne versinkt im Meer in der Donau – es sieht aus wie im Märchen. Das Abendrot verschwindet langsam und gibt bald den Blick auf den Sternenhimmel frei. Eine Straßenbeleuchtung ist vorhanden, aber (gottseidank) defekt. So kann man den Sternenhimmel noch besser sehen. Es gibt zwar keine Autos in Crisan, aber dafür den großen Wagen am Himmel direkt über uns. Für Wünsche an das Universum bieten sich viele Gelegenheiten: Ich sehe in Crisan mehr Sternschnuppen als zuvor in meinem ganzen Leben.
Der Sternenhimmel bietet scheinbar so manchem Bootsführer genug Licht, der im Nichts vor uns auftaucht und ebenso im Nichts wieder verschwindet. Nur das Motorengeräusch verrät seine Fahrt. Dann wird es wieder ruhig – Frösche und Grillen haben nun wieder das Sagen.
Plötzlich hören wir ein fremdes Geräusch auf der Straße. Neugierig schauen wir in die Finsternis. An uns trottet ein Kalb gemütlich auf der Straße vorbei. Unser Haushund bellt, der Gang des Kalbs wird etwas schneller. Wir müssen lachen und widmen uns wieder dem Sternenhimmel. Die Welt wird von uns an diesem Abend noch ein paar Mal neu erfunden – bei Diskussionen mit desem Blick in die unendlichen Weiten ist das auch gar nicht anders möglich…
Hinweis: Die rumänischen Schriftzeichen können in diesem Beitrag leider nicht angezeigt werden!
Arven says
Einfach nur wunderschön…wenn du erzählst glaubt man neben dir zu stehen.Ich glaube ich könnte dir stundenlang zuhören wenn du so Dinge erzählst.
Thema Sternschnuppe, ich habe gestern Nacht die Dritte in meinem Leben gesehen (Was man so alles sieht wenn man nicht einschlafen kann*gg*)
Klasse, ich freu mich auf deinen nächsten Bericht :)
Andersreisender says
Freut mich sehr, dass Dir die Reiseberichte so gut gefallen :-) Von ein paar Urlaubstagen habe ich ja auch noch zu erzählen – dann wird’s Zeit, dass der nächste Urlaub kommt *gg*
Dass Du nicht einschlafen kannst ist nicht so gut, aber eine Sternschnuppe ist was voll schönes. Nachdem in Rumänien so viele runter gingen war ich beim Wünschen dann schon richtig geübt. Mal sehen, ob alle Wünsche in Erfüllung gehen *gg*
Alex says
Hey Andersreisender,
wir “kennen” uns ja mittlerweile auch. Ich wünsche dir viel Erfolg und Spaß mit deinem Blog und weiterhin schöne Reisen.
Angenehmen Sonntag,
Gruß vom Alex
Andersreisender says
Hallo, Alex!
Schön, dass Du bei mir vorbeigeschaut hast. Tja…wäre gerne mehr unterwegs, aber beruflich und auch finanziell lässt es das natürlich nicht immer zu :-(
Aber so kann ich mit dem Blog ein bisschen vergangenen Reisen nachhängen und Wissen an andere weitergeben. Die nächste Reise kommt bestimmt :-)
Ich wünsche Dir ebenfalls einen schönen Sonntag.
Arven says
Och ja manche Wünsche sind eher bescheiden( villeicht wird man im Alter so *gg*)mal sehen ob meiner in Erfüllung geht.
Du hast ja wahrscheinlich vieeeeeel mehr gewünscht als ich bei dem was da runterkam :-)
Wirklich toll, ich freu mich auf deinen nächsten Bericht. Du schreibst das so als wäre man dabei gewesen. Einfach nur schön…
Lieben Sonntagsgruss, Michaela
Andersreisender says
Meine Wünsche sind auch nicht allzu groß. Hab mir präventiv immer das Gleiche gewünscht :-) Geht doch auch, oder?
Morgen oder Dienstag Vormittag kommt der neue Bericht – dann geht’s um die Sanddünen von Letea, die mitten im Donaudelta sind und eine tolle Fahrt mit dem Schiff und dem Pferdewagen dort hin. Mehr wird noch nicht verraten ;-)
Arven says
Gibt es hier eine Kaffeemaschine?
Ich warte gleich drauf *gg*
Ich glaube ich wünsche mir auch immer dasselbe, jetzt wo du es sagt, stimmt.Ich hab gerade aus dem Fenster gesehen, nix mit Sternchen heute.Die Obersteiermark ist bewölkt ;)
Andersreisender says
Es sind in Salzburg noch keine Sterne zu sehen – es ist noch zu hell. Aber ein leichter Wolkenschleier könnte auch die Sicht versperren. Dafür ist es ein lauer Abend – perfekt für mit Laptop am Balkon :-)
Alex says
Arven und ihre Kaffeemaschine! :D
Andersreisender says
@alex + arven: Übrigens: Die Wünsche darf man nicht verraten – sonst gehen sie nicht in Erfüllung!
Arven says
@ Alex
Beruflich und privat das ultimative Muss, ich glaube statt Cholesterin findet man bei mir Koffein *gg*
@ Andersreisender
Das mit dem nicht verraten wusste ich.Na mal hoffen das es klappt mit der Wünscherei.
Ich war auch gerade auf der Terrasse. Ein richtig schöner Sommerabend.
Apropo Salzburg vorige Woche war ich in Bad Hofgastein :-)
Musste ich eben mal so anmerken *gg*
Andersreisender says
Ich drücke Dir die Daumen, dass Deine Wünsche in Erfüllung gehen :-) Ich hoffe, Du hast die Zeit auf der Terrasse genossen – heute schaut das Wetter ja schon anders aus :-(
Arven says
Hier regnet es…aber die Luft ist sehr angenehm…