Theoretisch bräuchte man ja nur ein Dorf in Portugal besuchen um alles zu sehen, nämlich “das portugiesischste Dorf Portugals”. Monsanto wurde vor langer Zeit zu genau jenem typischen Ort gewählt und wirbt heute noch gerne damit.
Die Häuser aus Granit geben Monsanto sein interessantes Aussehen, das Gestein wurde direkt vom 758 Meter hohen Berg gewonnen. Der Besuch des ruhigen Dörfchens ist eine spannende Zeitreise mit besonderen Ein- und Ausblicken.
Wer Monsanto besucht sollte mit etwas festeren Schuhen anreisen. Bis auf den Friedhof gibt es hier nur wenige gerade Flächen, auf Kopfsteinpflasterstraßen erklimme ich den Ortskern.
Die Pflastersteine bestehen genauso aus Granit wie die Häuser und Fassadenelemente. Der Berg, auf dem Monsanto gebaut ist, ist gleichzeitig Lieferant des Baustoffs für Häuser und Straßen.
Doch die Erbauer des portugiesischen Dorfes waren noch erfindungsreicher. Warum sollte man Ziegelsteine aus dem Fels hauen, wenn man den natürlichen Fels in die Gebäude integrieren kann? So entstanden Häuser in denen große Felsbrocken Wände und sogar Dächer bilden.
Die “Casa de uma só telha” ist komplett unter einen Granitfelsen hinein gebaut, der tonnenschwere Gesteinsblock bildet das Dach. Das Gebäude erinnert an das Haus der Familie Feuerstein aus der gleichnamigen Fernsehserie.
Das kleine Dorf in der Region Beira hat sich seinen Charakter und das Aussehen über die Jahrzehnte bewahrt. Bei meinem Besuch ist es auffällig ruhig. Viele der rund 830 Einwohner sind Senioren, manche sieht man gemütlich an einer Straßenecke sitzen. Monsanto liegt weit von größeren Städten entfernt. Wegen der besseren Berufsaussichten sind viele junge Menschen ausgewandert.
An den Wochenenden ist in Monsanto mehr los. Immer mehr alte Häuser werden renoviert und dienen als Wochenend- und Feriendomizil. In den steilen Gärten wachsen Bäume mit Oliven, Orangen und Zitronen.
Reife Oliven müssen in einer aufwändigen Prozedur genießbar gemacht werden, direkt vom Baum schmecken sie nicht. Dafür werden sie in Tontöpfen, den sogenannten “Talhas” gelagert. Einige dieser traditionellen Tongefäße stehen direkt an den Hauseingängen. Oliven habe ich darin leider keine entdeckt.
Beim Bummel durch Monsanto hat man das Gefühl in einer anderen Zeit gelandet zu sein. Im Jahr 1939 wurde der kleine Ort in einem landesweiten Wettbewerb als das “portugiesischste Dorf des Landes” gewählt.
Im portugiesischsten Dorf Portugals darf ein Restaurant mit traditioneller Küche nicht fehlen. Als ich durch die Rua da Pracinha den Berg hinauf gehe duftet es nach frisch gegrillten Speisen.
Im Restaurant „Petiscos & Granitos“ wird gerade alles für die Mittagsgäste vorbereitet. Der Geruch von Grillgemüse und Lammfleisch steigen mir in die Nase. Ich freue mich schon darauf hier im traditonellen Restaurant unter riesigen Felsen im Gastgarten zu essen. Aber zuerst geht’s noch weiter bergauf zur Burg.
Wer am direkten Weg dort hin wandert ist in rund 20 Minuten oben. Es zahlt sich aber aus die Sackgassen zu erkunden, von den versteckten Aussichtspunkten bietet sich ein toller Blick über die Olivenbäume, die Stadt und weit hinein ins Land.
Am Weg zur Burg kann man die Überreste der Kapelle São Miguel (Sankt Michael) aus dem 12. Jahrhundert umwandern. Der Glockenturm und Teile der Kapelle stehen heute getrennt.
Durch einen Torbogen betrete ich die Burg. Schmale Treppen führen weiter hinauf zur Mauer. Sie sind definitiv nichts für Menschen, die nicht schwindelfrei sind. Oben wird man dann aber mit einem beeindruckenden Blick übers Land belohnt. Die Burg ist der höchste Punkt in der Umgebung. Die Verteidigung in diesem Teil Portugals ist wichtig, die Spanische Grenze ist nicht weit.
Außerdem sehe ich von hier hinunter auf das Dorf Monsanto. Versteckt im Häusermeer sehe ich das Restaurant “Petiscos & Granitos” mit seinem Gastgarten. Der Magen knurrt und ich freue mich schon auf das Mittagessen.
Reisetipps für Monsanto:
- Öffentliche Verkehrsmittel: Die Anreise ist nur sehr eingeschränkt möglich. Du musst eine Übernachtung in Monsanto einplanen. Ab Castelo Branco fährt um 12:15 Uhr (nur an Schultagen!) und um 17:15 Uhr täglich ein Bus nach Monsanto. Monsanto – Castelo Branco ist einmal täglich um 7:15 Uhr mit dem Bus möglich. Die Bushaltestelle in Castelo Branco liegt in der Rua Poe. João Roiz, schräg gegenüber vom Bahnhof.
- Mittagspause mit traditionellen, portugiesischen Gerichten ist im “Petiscos & Granitos” zu empfehlen. Gastgarten zwischen den Granitfelsen und toller Aussicht. Tipp: Das niedrige Speisezimmer unter dem großen Felsen anschauen.
- Selbstversorger sollten sich Essen und Getränke besser selbst mitbringen, es gibt nur wenige Geschäfte.
Die Erfahrungen, Tipps und Hintergrundinformationen in diesem Beitrag wurden im Rahmen einer individuellen Pressereise auf Einladung von Centro de Portugal, TAP Portugal und deren Kooperationspartner recherchiert. Meine Meinung bleibt davon, wie immer, unberührt.
Alex says
Wow, na das ware doch mal was für mich. Ich liebe Stein, Granit und Co bei Häusern oder Dörfern. Ich sage nur “Gondor” aus Herr der Ringe! :)
Danke dir für das portugiesischste aller Dörfer. Vielleicht wird’s ja mal was. :D
Markus says
Scheint ein besuchenswertes Dorf zu sein. Für mich als Segler leider zu tief im Hinterland…
Andersreisender says
– Alex: Bei Herr der Ringe bin ich leider nicht so ganz auf dem Laufenden. Aber die Häuser und Dörfer beeindrucken mich auch sehr. Vor allem die runden Formen der Felsblöcke beeindrucken mich. :-)
– Markus: Der Ausflug, z.B. vom Hafen in Peniche, nach Monsanto lohnt. ;-)
Markus says
Du machst mir echt Gusto – vielleicht plane ich dann so einen ausgiebigen Landausflug doch mal ein…
Andersreisender says
– Ja, solltest Du machen! Da gibt’s noch mehr Tipps. ;-)