Rund um Ostern ist die Freude über den beginnenden Frühling groß. Die Natur erwacht wieder zum Leben und vorsichtig zeigen sich die ersten Knospen und Blüten. Zur Einstimmung auf die Osterzeit lässt sich das Naturerlebnis hervorragend mit besinnlichen Tätigkeiten verbinden. Für mich stand gemeinsam mit zwei Freundinnen dieses Jahr eine Pilgerwanderung von St. Gilgen in Salzburg nach St. Wolfgang in Oberösterreich am Programm.
Elf Kilometer Entspannung
Der Weg durchs Salzkammergut zwischen St. Gilgen und St. Wolfgang ist ein Teilabschnitt des St. Rupert Pilgerwegs. Auch der Europäische Pilgerweg Via Nova führt auf seinem südlichsten Teilstück in Österreich entlang des Wolfgangsees. Die rund 11 Kilometer lange Strecke ist in rund drei Stunden auch für ungeübte Geher leicht zu schaffen. Als Ausrüstung ist festes Schuhwerk ausreichend. Für unsere “virtuelle Pilgerwanderung” darfst Du die Hausschuhe anbehalten ;-)
Der rund 3.600 Einwohner zählende Ort St. Gilgen ist Ausgangspunkt unserer Pilgerwanderung. Dort treffen wir um 8 Uhr am Morgen die anderen Pilger in der Pfarrkirche St. Ägidius.
Das “Via Nova” Schild weist uns den Weg für unsere erste, kurze Etappe. Entlang des Sees verlassen wir St. Gilgen und holen uns wenige Minuten später im Europakloster Gut Aich bei einem Pilgerritual den Pilgersegen ab.
Am alten Pilgerweg über den Falkenstein
Entlang des Weges nach St. Wolfgang gibt es einige Möglichkeiten, alte Pilgerrituale zu begehen. Bevor der Weg auf den Falkenstein steil ansteigt, legen wir einen Stein ins Gepäck. Die Größe des Steins kann jeder Pilger selbst bestimmen. Er symbolisiert die psychische Last, die man mit sich trägt. Nach dem steilen Anstieg dürfen wir ihn wieder abladen.
Viele Pilger vor uns haben zwei Geröllhalden mit beachtlicher Größe neben einer kleinen Kapelle aufgeschüttet. Der Größe der Steine nach zu Urteilen, muss so mancher eine sehr schwere Last durchs Leben tragen. Ein herrlicher Blick auf die umliegenden Berge und den Wolfgangsee entschädigen für die Anstrengung.
Bis zur Falkensteinkirche ist es nun nicht mehr weit. Sie steht über der Höhle in der der Heilige Wolfgang der Legende nach fünf Jahre gelebt hat. Pilger zwängen sich durch die kleine Felsspalte und streifen so ihre Sünden ab. Angeblich hilft dieses Ritual auch gegen quälende Kreuzschmerzen. Wünschen gehen beim Ziehen am Seil der “Wunschglocke” in Erfüllung, wenn sie auf anhieb dreimal läutet.
Weiter Richtung St. Wolfgang führt der Weg an einer Quelle vorbei, wo Pilger ihre Augen mit Wasser benetzen. Das stark rechtsdrehende Wasser soll Augenleiden lindern.
Vor dem Abstieg Richtung St. Wolfgang führt der Wallfahrerweg an zwei weiteren, besonderen Plätzen vorbei: Als der Hl. Wolfgang als Einsiedler auf dem Falkenstein lebte, stieg er einmal ins Tal ab. Der Legende nach hoffte der Teufel ihn zu töten und setzte die gegenüberstehenden Felsen in Bewegung. Wolfgang stemmte Rücken und Hände gegen den Stein, der wie Lehm nachgab. Die Spuren von Haupt und Händen sind noch am Felsen zu sehen.
Vor Dankbarkeit über seine Rettung warf der Hl. Wolfgang seine Hacke ins Tal. Wo sie aufkam, wurde die Kirche von St. Wolfgang erbaut. Auch heute haben Pilger von diesem Punkt einen herrlichen Blick Richtung St. Wolfgang.
Wieder im Tal angelangt wird in Ried, kurz vor St. Wolfgang, eine Mittagsrast eingelegt. Die Pilgersuppe gibt Kraft für die letzten Kilometer.
Pilgerziel: Die Kirche von St. Wolfgang
Wir überschreiten die Landesgrenze und sind nun im Oberösterreichischen Salzkammergut. Die Kirche von St. Wolfgang ist bereits in der Ferne zu sehen.
Mit einer Abschlußandacht in der Wallfahrtskirche St. Wolfgang geht diese besondere Wanderung in wundervollen Rahmen zu Ende. Der mächtige Flügelaltar wurde 1481 von Michael Pacher fertiggestellt, der prachtvolle Barockaltar mit Reliquien des Heiligen Wolfgang stammt von Thomas Schwanthaler aus dem Jahre 1676. Der große Barockbildhauer Meinrad Guggenbichler gestaltete die Kanzel der Pilgerkirche.
Zur Belohnung gönnen wir uns zum Abschluß auf einer gemütlichen Seeterrasse – wie zB. im bekannten “Weißen Rössl” – einen Kaffee. Dann bringt uns das Schiff der Wolfangseeschifffahrt wieder zurück über den Wolfgangsee zu unserem Ausgangspunkt in St. Gilgen.
Sven says
Da scheints, habt ihr mit dem Wetter richtig Glück gehabt… Da macht doch solch eine Tour doppelt so viel Spaß. ;-)
Viele Grüße
Sven
Berta Altendorfer says
Pilgernd auf Ostern zu – ich war bei der Wanderung von Moosdorf nach Mattsee dabei und ich war mit ca 150 Pilgern unterwegs.
Die angebotenen Pilgerwanderungen finden jedes Jahr mehr Zustimmung. Das herrliche Wetter, die frühlinghafte Natur, die Begegnungen mit Gleichgesinnten und die spirituellen Impulse – es war ein Erlebniss. Bei den Wanderungen wurde über die vielfältigen Angebote auf heimischen Pilgerwegen gesprochen und diese auch vorgestellt hab mich bgelich angemeldet -meine nächste geführte Pilgerwanderung geht von Mattsee nach St. Wolfgang 9.-11.April 2010. Unsere Weg führt uns am letzten Tag auch auf den Teil den Ihr gegangen seid- ich freu mich schon!!! Wir sind eine kleine Gruppe von 20 Pilger/Innen. Ich werd Euch dann berichten wie er uns ergangen ist 3 Tage auf der VIA NOVA. LG Berta
Andersreisender says
@Sven: Ja, wir hatten mit dem Wetter wirklich sehr viel Glück! Am Nachmittag hat’s dann “zugezogen”, aber da waren wir mit dem Schiff schon wieder am Rückweg. Für Dich als erfahrener Pilger wären die 11 Kilometer wahrscheinlich nur ein kleiner Spaziergang gewesen. ;-)
@Berta: Danke für Deinen netten Kommentar und herzlich Willkommen im Anders Reisen-Blog. Von Mattsee nach St. Wolfgang ist schon ein ordentliches Stück Weg – aber es wird bestimmt eine tolle Erfahrung! Ich wünsche Euch eine gute Pilgerwanderung auf der Via Nova!
Ini says
zu Ostern einen Pilgerweg bewandern, find ich eigentlich nicht so schön.
aber
einen Pilgerweg zu bewandern ohne festen Grund (Feiertage) find ich in Ordnung
aber jeder hat zu diesem und zu anderen Themen seine Meinung und das ist auch gut so.
dann bis in 4-5 Wochen, wenn ich mich nicht melden kann
liebe Grüße
Ini
Andersreisender says
@Ini: Also bei mir sind Ostern und Pilgerwanderung eher zufällig aufeinander gefallen. Weil die Wanderungen eben genau in der Zeit angeboten wurden. Ansonsten brauche ich auch keinen besonderen Grund fürs Pilgern. Wünsche Dir alles Gute!