Dieses Wochenende ist halb Japan auf “den Beinen”. Die Züge sind ausgebucht und viele treffen sich mit ihrer Familie. Grund ist der Obon, ein alljährliches Fest, das am 16. August sein Ende findet. Das ursprünglich religiöse buddhistische Fest hat sich in Japan zu einem Familienfest entwickelt. Vereinfacht kann man Obon als Allerseelenfest übersetzen, das in einem Teil Japans von 13. bis 16. Juli und andernorts von 13. bis 16. August gefeiert wird.
Inhalt:
Bräuche zu Obon
Auch die Bräuche zu Obon sind in den Regionen verschieden. So wird vielerorts getanzt, wobei die Tänze von Präfektur zu Präfekturen unterschiedlich aussehen. Auch das Element Licht bzw. Feuer ist im Spiel. Es werden zum Abschieds-Obon am 16. Juli bzw. August beim Tōrōnagashi kleine Laternen an der Küste zu Wasser gelassen, um die Seelen der Verstorbenen zu führen. In manchen Gegenden werden große Feuer oder Scheiterhaufen entzündet.
Für genauere religiöse und geschichtliche Hintergrundinformationen zum Obon-Fest verweise ich an dieser Stelle auf Wikipedia.
Obon in Kyoto
Kyoto ist eine der Hochburgen des Obon-Festes. Am Abend des 16. August versammeln sich in der japanischen Millionenmetropole die Menschen auf der Straße, um die traditionellen Feuer auf den umliegenden Bergen zu sehen. Wegen der großen Ausdehnung der Stadt können meist nur ein oder zwei Feuer von einer Stelle gesehen werden.
Um 20 Uhr beginnt das Spektakel. Ein besonders gute Aussichtspunkte sind die Brücken entlang des Kamo-Flusses in den nördlichen Stadtteilen (zB. Nähe U-Bahn Station Kitaoji).
Die Menschen warten auf den Brücken und entlang des Flusses gebannt, auf welchem Berg das erste Feuer zu sehen sein wird. Dann blitzt das erste Feuer im Nordosten auf.
Etwas besser zu sehen ist wenige Minuten später ein zweites Feuer im Südwesten. Ein Schiff scheint am Himmel zu schweben.
Nach etwa einer Stunde sind die Lichter abgebrannt und die Symbole verschwinden langsam vom nächtlichen Himmel. Der Obon neigt sich dem Ende zu und die Seelen finden für ein weiteres Jahr ihren Frieden.
Um 16 Uhr Ankunft in Kyoto
Nachdem das Obon-Fest heute am Abend “Ereignis des Tages” ist, habe ich es vor das “16-Uhr-Blick-in-die-Welt-Foto” gestellt. Um 16 Uhr komme ich gerade nach einer etwa fünfstündigen Bahnfahrt vom Mt. Fuji in meiner Unterkunft in Kyoto an. Ich bin ein bisschen enttäuscht, als ich das lieblos eingerichtete Privatzimmer bei der Familie Konaka sehe.
Das Haus wirkt einschließlich der eingemieteten Bewohner nicht sonderlich sympathisch. Zum Duschen müssen Männer über die Stiege im Freien in eine kleine Duschkabine gehen. Jetzt bei 35 Grad ist es kein Problem – ich frage mich nur, wie die dann bei Minusgraden im Winter tun. Die Beschreibung im Internet hätte eigentlich eine “Unterkunft mit Familienanschluss” erwarten lassen. Aber was solls…für drei Nächte ist alles halb so wild.
Aktueller Stand um 16 Uhr:
Ort: Kyoto
Präfektur: Kyoto
Land: Japan
Wetter: Leicht bewölkt, ca. 35 Grad, schweißtreibend.
Zeitverschiebung:
Zur Mitteleuropäischen Sommerzeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz beträgt der Zeitunterschied + 7 Stunden. Steht in Kyoto die Uhr auf 16 Uhr ist es in Mitteleuropa erst 9 Uhr. In Japan gibt es keine Sommerzeit.
Die kommende Nacht werde ich hier verbringen:
Im Privatzimmer der Familie Konaka.
Sven says
Hah, das Zimmer ist doch klasse. Ich wünschte meine Wohnung sähe nur halb so aufgeräumt aus… ;-)
Viele Grüße
Sven
Andersreisender says
@Sven: Auch leere Flächen kann man sehr schnell füllen. Spätestens dann, wenn man den Rucksack auszupacken beginnt. ;-)