Die Vergangenheit wird in Salzburg zu einem besonderen Jubiläum wieder lebendig. Von 30. September bis 10. Oktober 2009 wird in der Stadt Salzburg “100 Jahre elektrischer Stadtverkehr” gefeiert. Bereits im Jahr 1909 startete der elektrisch betriebene Personen-Nahverkehr in Salzburg. Am 4. Mai 1909 rollte die erste Straßenbahn, liebevoll “gelbe Elektrische” oder auch “rasende Eierspeis” genannt, vom Hauptbahnhof zum Platzl im Zentrum der Altstadt. Wenige Wochen später wurde die “rote Elektrische” vom Hauptbahnhof nach Parsch bzw. bis zur Staatsgrenze zur Anbindung von Berchtesgaden eröffnet. Die “gelbe Elektrische” wurde über die Staatsbrücke bis zum Alten Markt verlängert. Erweiterungen in Richtung Maxglan folgten.
Obus statt Straßenbahn
Rund 30 Jahre später, im Jahr 1940, wurde die “Gelbe Elektrische” wieder eingestellt und durch Oberleitungsbusse ersetzt. Die erste O-Bus Linie führte von Maxglan über den Siegmundsplatz (heute Herbert-von-Karajan-Platz) zum Makartplatz.
Straßenbahn "Gelbe Elektrische" und O-Bus am Makartplatz in Salzburg
Die letzten Straßenbahnen fuhren 1953 durch das Stadtzentrum Salzburgs. Am 31. Oktober 1953 wurden die Straßenbahn- bzw. Lokalbahn-Linien nach Parsch und St. Leonhard eingestellt. Der O-Bus Betrieb blieb bis heute erhalten und wurde kontinuierlich ausgebaut.
Während in Osteuropa die Trolleybusse in den Ballungszentren zum gewohnten Bild gehören, kann man die noch existierenden Betriebe in Deutschland und Österreich mittlerweile an einer Hand zählen. In Österreich fahren die elektrisch betriebenen Busse nur noch in Linz und Salzburg.
Salzburg ist O-Bus Hauptstadt
Salzburg ist Vorreiter in Sachen umweltfreundlicher Öffentlicher Nahverkehr. Betrieben werden die neun O-Bus Linien und die Salzburger Lokalbahn von der Salzburg AG. Während in anderen Städten die Leitungen abmontiert werden, wächst das Liniennetz kontinuierlich. Im Sommer 2009 ging die Linie 10 als Ersatz für den Ost-Ast der Linie 20 in Betrieb. Laut Bürgermeister Heinz Schaden werden durch den Ausbau “im Unterschied zum bisherigen Dieselbetrieb […] 184 Tonnen weniger Stickstoffe, 4000 Tonnen weniger Stickoxide (NOx), 800 Tonnen weniger Kohlenmonoxid (CO) oder etwa 200 Tonnen weniger Kohlendioxid (CO2) emittiert.(Deeplink zum zitierten Dokument auf salzburg.at leider nicht mehr verfügbar)“ Die Linie 8 wurde im September 2009 bis zum neuen Outlet-Center in Wals-Himmelreich verlängert.
Historischer Obus beim Siegmundstor in der Stadt Salzburg
Der Fuhrpark wird ständig modernisiert, dadurch wird man dem steigenden Qualitätsstandard der Fahrgäste gerecht. Rechtzeitig zum 100-Jahr-Jubiläum kann Stadt Bus-Chef Gunter Mackinger eine neue Obusgeneration präsentieren. “Im Oktober wird der erste Solaris/Cegelec Obus in Salzburg unterwegs sein. Bis 2011 kommen weitere 22 Stück nach. Die Obusse sind äußerst komfortabel, komplett klimatisiert und modern ausgestattet.” Weiters zählen eine Rollstuhlrampe für mobilitätseingeschränkte Personen und Dieselhilfsantrieb für den Störfall zur Ausstattung der 23 neu angeschafften Fahrzeuge.
Neben dem Obus wird auch die Salzburger Lokalbahn von der Salzburg-AG betrieben. Die Linie von von Lamprechtshausen bzw. Trimelkam in die Stadt Salzburg endet unter dem Hauptbahnhof. Eine Verlängerung ins Stadtzentrum und weiter in den Süden der Landeshauptstadt wird seit Jahrzehnten diskutiert.
Festprogramm zu 100 Jahre elektrischer Stadtverkehr
Vom 30. September bis 10. Oktober 2009 feiert die Salzburg AG “100 Jahre elektrischer Stadtverkehr” mit einem Festprogramm. Die Sonderausstellung im Haus der Stadtgeschichte ist bis Mitte November zu sehen.
30. September, 10 bis 15 Uhr:
4. Mobilitätstag in der Obusgarage, Alpenstraße 91
2. bis 10. Oktober:
Die “Gelbe Elektrische” Straßenbahn ist vor dem Schloss Mirabell am Mirabellplatz ausgestellt
5. Oktober bis 13. November:
“100 Jahre elektrischer Stadtverkehr” Sonderausstellung im Haus der Stadtgeschichte, Glockengasse 8
Eröffnung der Ausstellung am 5. Oktober um 18:30 Uhr.
7. bis 9. Oktober:
Salzburger Verkehrstage im Brunauer-Zentrum, Elisbethstraße 45a
10. Oktober:
Tag der offenen Tür im Obusbetriebshof, Alpenstraße 91
Viktor says
Das wäre doch eine Touristenantraktion ersten Ranges und zugleich auch ein sinnvolles Verkehrsmittel für Touristen, wenn man eine strassenbahnlinie vom Hauptbahnhof. bzw. vom Parkhaus in die Innenstadt errichten würde und zum teil mit alten Wagen betreibt1 Was spricht dagegen? die Investition bekommt man sicher wieder herein!
Andersreisender says
@Viktor: Nun ja – ich denke, dass die Kosten nicht gerade niedrig sein werden. Aber dass die Straßenbahn einen touristischen Nutzen hätte und eine Attraktion wäre steht bestimmt außer Frage.