Denkst Du bei Portugal auch sofort an Strände, Küstenstädte und Meer? Weniger bekannt sind die Gebirge im Zentrum des Landes. In der Region Centro de Portugal, erhebt sich die „Serra da Estrela“ knapp 2.000 Meter hoch. Wer dort hin reist sieht Portugal anders als gewohnt und erlebt das „Stern-Gebirge“ auf eine besondere Weise.
Der Naturpark „Parque Natural da Serra da Estrela“ umfasst mit einer Fläche von etwa 1.000 km² nahezu das ganze Gebirgsmassiv. Er ist das größte Schutzgebiet Portugals.
Ab Manteigas, dem zentralen Ort der Serra da Estrela, führt die Straße steil hinauf zur „Casa das Penhas Douradas“. Das Hotel auf der Hochebene ist meine Basis von der ich die Umgebung erkunde.
Von hier kann man stundenlange Wanderungen unternehmen, ohne extreme Höhenunterschiede überwinden zu müssen. Das Wanderwegenetz in der Serra da Estrela ist über 350 Kilometer lang.
Im Gebirge wurden ab dem 19. Jahrhunder Kurhäuser gegründet um Tuberkulose zu kurieren. Die meisten Gebäude sind heute verlassen. Das Hotel Casa das Penhas Douradas wurde auf den Ruinen eines dieser Sanatorien erbaut.
Die Landschaft ist hier karg, Heidekraut und Wacholderbeersträucher bedecken den Boden. In der Serra da Estrela herrscht Ruhe, kein Stadtlärm ist zu hören. Nur gelegentlich raschelt es im Gebüsch oder ein Greifvogel fliegt kreischend über die Felsen hinweg.
Im Gebirge Portugals ist es um einiges kühler als an der Küste. Trotzdem sollte man die Sonneneinstrahlung nicht unterschätzen. Bei meinem Besuch, Mitte April, liegt in 1.500 Metern Seehöhe kein Schnee mehr. Vor zwei Wochen war die Landschaft noch tief verschneit.
Der höchste Berg Portugals
Die letzten Schneereste sind bei meiner Reise nur noch am Torre zu finden. Er ist mit 1.993 Metern der höchste Berg Portugals. Hinter vorgehaltener Hand erfahre ich, dass er – genau genommen – nur der höchste Berg am portugiesischen Festland ist. Der Ponta do Pico, portugiesisch auch Montanha do Pico, auf den Azoren überragt mit 2.351 Metern den Torre um einiges.
Während an der Spitze des Pico ein mächtiger Vulkankrater zu sehen ist nimmt man den Torre nur als flache Kuppe in der Hügellandschaft wahr. Rund um den Gipfel befindet sich auch das einzige Skigebiet Portugals.
Motorrad- und Fahrradfahrer genießen hier den Rundumblick nach dem Gipfelsturm während sich neben der trockenen Straße Jugendliche eine Schneeballschlacht liefern. Viel Schnee ist hier nicht mehr zu sehen, die Wintersaison scheint bald zu Ende zu gehen.
In wenigen Wochen sieht die Landschaft hier nochmals anders aus. Weiße und manchmal auch schwarze Flecken werden auf den Hügeln zu sehen sein. Schafe bevölkern dann die kargen Wiesen. Ihre Wolle wird direkt in der Region weiterverarbeitet. Burel ist ein fester Stoff aus der Region, er ist dem Loden aus der Alpenregion ähnlich. Er wird aus Schafwolle hergestellt und Schafhirten schätzen den dicken Stoff als Wetterschutz.
Aus Schafwolle wird Burel
In Manteigas, im Herzen der Serra da Estrela, stellt ein Traditionsunternehmen diese besonderen Stoffe her. Die Fabrik trägt den gleichen Namen wie der handgemachte Stoff: Burel. Der neue Betreiber hat den Sprung in die Moderne geschafft. Designer entwickeln auf der Basis der alten Tradition und Muster neue Kreationen.
Bekleidung, Wohnaccessoires und besondere Kunstwerke werden in der Burel Fabrik in Manteigas hergestellt. Besonders stolz ist man, dass Burel-Produkte z.B. auch im Microsoft-Büro in Lissabon zu finden sind. Als ich den schlafenden Fuchs in den Ausstellungsräumen sehe muss ich an ein anderes Softwareprodukt denken.
Erst nach einem aufwändigen Prozess sehen die Produkte so kreativ aus. Im Zentrum von Lissabon und Porto gibt es übrigens Geschäfte, in denen nur Burel-Produkte verkauft werden. In der Fabrik in Manteigas wird nur ein kleiner Teil der Kreationen ausgestellt. Dort können Besucher die einzelnen Arbeitsschritte selbst miterleben und in der Fabrik auf Entdeckungstour gehen. Ich finde die Arbeitsschritte von der Wolle bis zum Stoff faszinierend.
Die Schafwolle wird gereinigt und gekämmt, gezogen, gesponnen und dann zu Stoffen verwebt. Die ältesten Webstühle stammen bei Burel aus den 1930er und 1940er Jahren, die Spinnmaschine arbeitet seit 1950. Die alten, portugiesischen Webstühle aus 1898 und 1910 werden nur noch zur Einschulung verwendet.
Die Weiterverarbeitung zum widerstandsfähigen Burel-Stoff erfolgt dann in einer anderen Fabrik. Schwere Maschinen pressen mit Hitze die Lagen, anschließend wird der Stoff bedruckt und manchmal auch geprägt. Dabei schrumpft der Stoff um ca. 40 % und bekommt die besondere Textur von Burel.
Raue Landschaft und klares Design
Das Leben der Menschen in der Gebirgsregion Portugals ist um einiges rauer als an der Küste. Bei dieser Reise durch die Serra da Estrela erlebe ich Portugal anders als an der Küste.
Am Abend kehre ich wieder in die „Casa das Penhas Douradas“ zurück. Das Kaminfeuer knistert. Kurz vor dem Abendessen treffen sich im “Living Room” die Hotelgäste auf einen Aperitif. Ich mache es mir am Sofa bequem und lege eine Burel-Decke über die Knie.
Mein Blick schweift durchs Fenster in die karge Landschaft, die Farben verblassen immer mehr in der Abenddämmerung.
Sobald es finster ist ahne ich warum die Serra da Estrela zu Deutsch „Stern-Berge“ heißt. Hier oben, weit weg von den Großstädten, ist der Blick aufs Sternenzelt atemberaubend.
Reisetipps für die Serra da Estrela:
- Das Klima in der Serra da Estrela ist im Sommer trocken und warm. Trotzdem ist es im Gebirge um einiges kühler als an der Küste. Von Oktober bis Mai sind die häufigsten Niederschläge, je nach Höhenlage liegt im Winter auch Schnee.
- Das Design-Hotel Casa das Penhas Douradas* liegt zentral in der Serra da Estrela und bietet verschiedene Freizeit- und Spa-Angebote. Außerdem können dort auch Tagesgäste die regionale Küche und Getränke genießen.
- Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist, vor allem zu entlegenen Orten, schwierig. Praktische Lösung: Das Hotel „Casa das Penhas Douradas“ holt seine Gäste z.B. vom Bahnhof in Covilhã ab.
- In der Burel-Fabrik in Manteigas sind Besichtigungen täglich um 11 Uhr möglich.
- Ein guter Reiseführer für eine individuelle Reise durch Portugal ist übrigens der Stefan Loose Reiseführer*. Für den “schnellen Überblick” kann ich Dir den Marco Polo Portugal* empfehlen.
Die Erfahrungen, Tipps und Hintergrundinformationen in diesem Beitrag wurden im Rahmen einer individuellen Pressereise auf Einladung von Centro de Portugal, TAP Portugal und deren Kooperationspartner recherchiert. Meine Meinung bleibt, wie immer, davon unberührt.
Alex says
Erneutes Hallo. Gleiches auch bei diesem Artikel mit der Ladegeschwindigkeit der Fotos. Hmm… aber Hauptsache mal weniger Wasser für mich dabei, dieses Mal! :D
Wobei es das Laden der Fotos auf der gesamten Seite sind, nicht nur beim Artikel selbst. Müsstest vielleicht mal einen Testlauf machen, wie lange es nimmt, dass die Webseite geladen wird?
Andersreisender says
Danke, Alex – bleibt unter Beobachtung. :-) Gib bitte Bescheid, wenn’s Dir wieder auffällt. Ja, in den Bergen Portugals gibt es auch weniger Wasser – außer in den Stauseen. ;-) Die finde ich aber auch durchaus spannend!
die Griehsis says
Guten Morgen lieber ANDERSREISENDER: In den 90er Jahren waren auch wir unterwegs im Sternengebirge. Wir denken noch heute gerne daran zurück. Wie du sagst, ein ganz anderes Portugal. Weiterhin viel Erfolg!!!!! Tschüssi
Andersreisender says
– die Griehsis: Ich freue mich von Euch zu lesen! Wow, Ihr wart auch schon in der Serra da Estrela. Wie ich Eurem Kommentar entnehme fandet Ihr es auch toll Portugal anders als die meisten zu erleben. :-) Ich freue mich, wenn Ihr weiterhin bei meinen Reisen mit dabei seid und wünsche Euch alles Gute!