Knapp 100 Jahre nach dem Ende der Österreichisch-Ungarischen Monarchie denkt man kaum noch daran, dass die Drautalbahn einst eine wichtige West-Ost-Achse im Kaiserreich war. Sie führte von Maribor/Marburg über Bleiburg und Villach bis Innichen/San Candido, wo sie dann in die Pustertalbahn nach Franzensfeste/Fortezza überging.
Heute verläuft die Strecke durch Slowenien, Österreich und Italien und ist als einheitliche Bahnstrecke nicht mehr wahrnehmbar. Lange Streckenabschnitte wurden zur Nebenbahn degradiert.
Als Drautalbahn wird in Österreich heute die Eisenbahnstrecke von Villach bis Lienz bezeichnet. Die Kärntner Bahn im östlichen Abschnitt führt nach Slowenien.
Hochgeschwindigkeitsstrecke
Auffällig sind bei der Fahrt auf der eingleisigen Strecke von Klagenfurt Richtung Bleiburg die Vorarbeiten für ein neues Eisenbahnprojekt. Die Koralmbahn soll bis Grafenstein entlang der bestehenden Bahn führen.
Für den zweigleisigen Ausbau zur Hochgeschwindigkeitsstrecke wurde bereits der Platz geschaffen. Ab dem Jahr 2022 sollen dann die Züge von Klagenfurt über diese Strecke und durch den Koralmtunnel mit bis zu 250 km/h nach Graz fahren.
Ab Bleiburg nach Slowenien
In Bleiburg, wo die österreichischen Züge auf die Jauntalbahn in Richtung Wolfsberg abzweigen, wartet der Zug der Slovenske železnice, der Slowenischen Eisenbahn, für die Weiterfahrt Richtung Maribor.
Rund zwei Stunden ist der Dieseltriebwagen von Bleiburg nach Maribor unterwegs. Nur noch zwei Zugpaare am Tag bedienen die Strecke als Regionalzug, am Wochenende ist der Betrieb eingestellt.
Wahrscheinlich wird wegen des eingeschränkten Betriebs nur noch in die Jahre gekommenes Wagenmaterial eingesetzt – oder fahren genau deshalb kaum noch Fahrgäste im Zug mit?
Elektronische Zugzielanzeigen, Wagenlaufschilder und Lautsprecherdurchsagen suchen Fahrgäste hier vergebens. Ich finde es schön, ist es doch Zugfahren wie “anno dazumals”. Auch die Fenster können noch geöffnet werden, der Fahrtwind bläst durchs Haar und man nimmt die Umgebung auch noch durch die Nase wahr.
Auf den Hauptstrecken in Slowenien gehören die modernen Fahrgastinformationen und Klimaanlagen allerdings längst zum Bahnalltag.
Mit bunten Graffiti überzogene Waggons und Triebwägen sind in Slowenien überall zu finden. Auch vor Werbebeschriftungen machen die Sprayer nicht Halt.
Im Dieseltriebwagen haben sich die “Künstler” nicht ausgetobt.
Noch einen Blick in den Führerstand bevor es dann mit dem Zug Richtung Slowenien geht.
Die Bahnstrecke über Dravograd (Unterdrauburg) nach Maribor hat durchaus ihren Reiz. Erst fährt der Zug mit beschaulichem Tempo durch Wälder und kleine Dörfer und überquert kurz nach Dravograd den Rekabach-Viadukt. Dann folgen die Gleise der immer breiter werdenden Drau bis nach Maribor.
Mittlerweile ausgestorben wähnte ich die dünnen Telegrafenleitungen, die auf Masten die Bahnstrecke begleiten.
Ein Schaffner fährt im Triebwagenzug mit und verkauft in den beiden Waggons Fahrkarten. Einige Bahnhöfe sind mit Personal besetzt.
Ich mutmaße einmal: Wie lange noch? Nur wenige Fahrgäste nützen den Zug während meiner Fahrt am Abend. Vermutlich haben die Einnahmen durch den Ticketverkauf nicht einmal die Personalkosten für den Schaffner ersetzt.
Wer noch “alte” Eisenbahn-Luft in Regelzügen schnuppern möchte sollte sich beeilen, bevor auch die Drautalbahn zwischen Bleiburg und Maribor bald den Rationalisierungen bei der Slowenischen Eisenbahn zum Opfer fällt.
Reise-Tipps für die Drautalbahn:
- Zwei Regionalzug-Paare pro Tag zwischen Bleiburg und Maribor
- Keine Züge am Wochenende
- Fahrkarten am besetzten Bahnhof oder beim Schaffner erhältlich
Jana says
Das klingt toll – ich liebe es gemächlich mit der Bahn zu verreisen :-)
Wie lange fährt man insgesamt?
Liebe Grüße, Jana
Rachel says
Die Drautalbahn ist wirklich ein Stück Erinnerung an die alte Kaiserzeit. Für Menschen, die gern unsere Geschichte entdecken möchten, ist ein Besuch dieser Bahn auf jeden Fall sehr sinnvoll.
Richard says
Ja damit zu reisen ist bestimmt schön! Aber jeden Tag zu Arbeit oder sonst wohin zu fahren, denke ist nicht so schön! Da kann niemand mit IC/E mithalten! ;)
Danke für diesen schönen Artikel! Wie immer alles schön übersichtlich mit coolen Bildern!
Thomas says
Auch wenn Richard unter dem Strich durchaus recht hat… solche Strecken haben etwas nostalgisches an sich – etwas was Hochgeschwindigkeitstrassen nicht mehr bieten. Zeit ist eben (manchmal) nicht alles. Klasse Bericht!
Jentsch says
Toll finde ich richtig gut und sollte man sich mal vormerken damit mal zu Reisen. Sehr sehr ungewöhliches Reisen, wenn man nur den Luxus Bahnverkehr im Ruhrgebiet kennt.
Gruss
mac says
Wau interessanter Bericht. Aber durch das dauernde Geschunkel kann man doch hier nicht wirklich von einer erholsamen Fahrt sprechen, oder doch?
Gruß und ein erholsames Wochenende
Matthias
Andersreisender says
@Jana: Von Bleiburg nach Maribor sind es mit dem Zug rund zwei Stunden Fahrzeit, von Salzburg bis Maribor ist man über diesen Weg über 9 Stunden unterwegs – inklusive langer Wartezeiten zum Umsteigen in Klagenfurt und Bleiburg.
@Rachel: :-)
@Richard: Klar, wenn’s schnell gehen muss, dann wäre das nichts. Die Waggons sind allerdings nicht unbequemer als die schon älteren, in die Jahre gekommenen, Regionalzugwägen der DB. ;-)
@Thomas: Zeit war bei dieser Fahrt auch nebensächlich. Ich habe bestimmt mehr als doppelt so lange für die Zugfahrt gebraucht, als sie mit dem Auto möglich gewesen wäre. Bestimmt hätte es mir aber nicht so viel Spaß gemacht denn so ist die Anreise nach Maribor schon wichtiger Teil der Reise.
@Jentsch: Mit den Bahnen im Ruhrgebiet ist die alte Eisenbahn in Slowenien wohl nicht zu vergleichen. ;-)
@Matthias: Einerseits ist das Reisen auf diese Art anstrengend – aber es macht auch Spaß. Wobei ich immer wieder Menschen sehe, die sich so in den Schlaf schunkeln lassen. :-) Bei mir klappt das leider nur sehr bedingt. :-(